#Teil2 der Artikelserie über Culture Hacking ist jetzt Online.
Im ersten Teil der Artikelserie wurde von Martin Bartonitz der Frage „Was hat Culture Hacking mit Manipulation zu tun?“ nachgegangen. In diesem zweiten Teil versucht Ludger Wagner eine Einordnung von (Culture) Hacking. Was ist Hacking, was sind Beispiele für Hacks? Wann begeben wir uns auf die Hacking-Seite?
„Playfully exploring the boundaries of a system“, Hacking-Definition nach Olaf Lewitz.
Mir ist diese Definition von Olaf schon länger bekannt. Es fiel mir allerdings bisher immer schwer, Sie in meine eigene Gegenwart und Arbeit zu übertragen.
Als Familienvater merke ich zum Beispiel, wie meine kleine, gerade zweijährige Tochter uns jeden Tag zu hacken versucht. Sie testet spielerisch und meist freundlich und wohlwollend die Grenzen unseres Familiensystems aus. Dabei versucht sie, diese sehr lustvoll, mit zunehmendem Humor und dabei gleichzeitig immer wirkungsvoller mitzugestalten und zu verändern.
Seit einiger Zeit besteht sie darauf, am Tisch nicht mehr in ihrem Hochstuhl an ihrem festen Platz zu sitzen. Sie setzt sich auf den Stuhl, auf den sie gerade Lust hat. Wir haben zurückgehackt. Haben die Babysicherung abmontiert, ihre Sitzfläche angepasst, ihren Hochstuhl an andere Plätze gestellt, ihren (Lieblings-)Teller an ihren von uns gewünschten Sitzplatz gestellt. Letztendlich hat ihr Hack funktioniert. Wir haben die feste Sitzordung – für sie – aufgegeben bzw. verändert und suchen uns jetzt alle unsere Plätze (agil) selbst aus. Was ist jetzt daran ein (gelungener) Hack?
Beim Meetup haben wir darüber diskutiert, woran man Hacking erkennt. Wir haben uns gegenseitig Beispiele für durchgeführte Hacks geschildert, wobei sich mehr und mehr Gemeinsamkeiten der einzelnen Hacks gezeigt haben.
Julian Kea hat mitgeschrieben und eine „Hacks Check“-Liste zusammengetragen. Die folgenden 14 Punkte helfen dabei, mögliche Hacks zu erkennen oder auch selbst zum erfolgreichen Culture Hacker zu werden:
- Einsatz von Empathie
- Entwicklung eines Rapport
- Verwendung experimenteller Prototypen
- Feedback ausschlaggebend für weiteres Vorgehen
- Durchführung von Testserien
- Langsame Steigerung der Hack-Dosis
- Antizipation der Komplexität
- Beginn einer Konversation
- Lernbereitschaft
- Konsequenz
- Kenntnis des Systems
- Lenken der Aufmerksamkeit
- Exploration des Systems
- Verursachung von Irritation
Einige Beispiele für gute, erfolgreiche und inspirierende Hacks:
– Eine Konferenz zur agilen Verwaltung“ veranstalten, die Konferenz größer werden lassen, regionale Konferenzen und CoPs ermöglichen, Meetups (zum Beispiel Agile Verwaltung Berlin) und Stammtische organisieren … So wird die Verwaltung immer agiler …
– Wichtige Infos auf dem stillen Örtchen aushängen: In den 2000ern hatten die Mitarbeiter des Benutzerforschungsteams eines technischen Unternehmens herausgefunden, dass an den Produkten der Firma diverse technische Neuerungen vorgenommen werden müssten. Sie versuchten die Ingenieure vergeblich auf den unterschiedlichsten Wegen über ihre Erkenntnisse zu informieren, die von diesen aber konsequent ignoriert wurden. In ihrer Verzweiflung hingen sie ihre Ergebnisse in Form eines Plakats in den Toilettenkabinen aus. Hier konnten sich die Ingenieurer der Wahrnehmung der Ergebnisse nicht mehr entziehen. Der Hack war geglückt …
Hier finden Sie auch das Hackbook (derzeit noch im Beta-Stadium) mit derzeit 11 eingetragenen Beispielen für Hacks.
… ab hier ist Raum für die Darstellung weiterer guter Hacks (aus der Verwaltung), bitte benutzen Sie zum Einreichen die Kommentarfunktion am Ende dieses Beitrags …
Ein Gedanke zu „Wann fängt (Culture) Hacking an? #Teil2“