Überlass das Denken den Pferden, die haben einen größeren Kopf!
Ich bin Baujahr 1958 und hatte diesen Spruch noch selbst anhören dürfen. Ich vermute, dass er auf dem Bau auch heute noch häufig zu hören ist. Er steht sinnbildlich dafür, jedwedes In-Frage-stellen zu unterlassen und Anweisungen zu gehorchen. Egal, ob es begründete Überlegungen sind oder nicht. Eben die klare Rolle: Der Chef ist für das Denken da und der Arbeiter für die Umsetzung mit seinen Händen. Taylor lässt grüßen.
Inzwischen hat sich die Arbeitswelt in vielen Bereichen schon geändert. In der neueren Managementliteratur wird darauf hingewiesen, dass in den stabilen damaligen Märkten zu Zeiten Taylors diese Haltung passte. In unserer Zeit der gesättigten und aber sehr volatilen Märkten, gepaart mit der Vernetzung des Internets passe das nicht mehr und gehöre auf den Müllhaufen. Die Rolle des leitenden Chefs wandelt sich vom Befehlenden hin zu einer, die ein Team von Experten befähigt, exzellent arbeiten zu können. In einer solchen Rolle kommen Menschen auf Augenhöhe zusammen und betrachten sich, wie es Goethe schon erkannte:
Wenn wir, sagtest du, die Menschen nur nehmen, wie sie sind, so machen wir sie schlechter. Wenn wir sie behandeln, als wären sie, was sie sein sollten, so bringen wir sie dahin, wohin sie zu bringen sind. (Wolfgang Johann Goethe – Wilhelm Meisters Lehrjahre VIII, 4)
Wer durch viele Schuljahre gelaufen ist, wo strikt nach Plan mit Lob und Bestrafung gelernt wurde, wo wenig entlang von Begeisterung Information aufgenommen wurde, der wird am Ende in der Regel auf Gehorsam getrimmt sein, ohne dass er dies wirklich merkt. Arno Gruen spricht dabei von Selbstentfremdung. Ich bezeichne diesen Modus gerne als Erwartungshaltungserfüllung Anderer. Nun ist die Frage, wie ein Wandel vom Erfüller zum Beteiliger gelingen kann. Weiterlesen „Von der Erwartungshaltungserfüllung zum Gelingen des gemeinsamen Beitragens …“