Das Denken in Objekten, die letztlich auf die Hängemappe eines Sachbearbeiters als „Einzelakte“ zurückgeht, ist von Softwareherstellern in eine Fülle von sogenannten „Fachverfahren“ übersetzt worden. Ein Fachverfahren bildet in der Regel
1 Objektkategorie im Besitz von
1 Abteilung
ab, mit der die Sachbearbeiter die Prozesse ihrer Abteilung abwickeln. (Unter Objektkategorien verstehen wir so etwas wie „Flurstücke“, „Immobilien“, „Mitarbeiter und Personalakten“, „Hundesteuerzahler“ usw.) Weiterlesen „Überwindung der Silos: Fachverfahren als Sackgasse“
Im Scrum-Rahmenwerk gibt es keinen Projektleiter im herkömmlichen Sinne mehr. Einige seiner Aufgaben übernimmt der Product Owner (andere Aufgaben gehen auf den Scrum Master oder das Team über, einige fallen ganz fort). Und er bekommt Kompetenzen und Aufgaben zusätzlich, die für eine öffentliche Verwaltung oft in Richtung „Amtsanmaßung“ deuten. Mit einem Wort: der „PO“ hat es nicht leicht. Und er ist – ganz unabhängig von Scrum – ein Beispiel für die Änderungen der Organisationskultur, die agile Arbeitsweisen für die Verwaltung bedeuten.
Sechs Thesen für neue Führung im Zeitalter der Digitalisierung …
Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Wirtschaft dem Menschen und dem Leben dient und dass der Mensch Zweck ist und nicht bloß Mittel. Ich habe einen Traum, dass wir die Menschen so behandeln, als wären sie, was sie sein sollten und sie so dahin bringen, wohin sie zu bringen sind. Ich habe einen Traum, dass wir den kläglich gescheiterten Versuch, Menschen mit Anreizen zu Leistung zu motivieren zu den anderen seelenlosen Akten legen und stattdessen Strukturen bauen, die Menschen nicht derart demotivieren, dass sie diese Anreize brauchen, um Leistung zu zeigen. Ich habe einen Traum, dass der Mensch nicht länger als Ressource betrachtet wird, sondern dass die Entfaltung des individuellen Potenzials als entscheidender Wettbewerbsfaktor im Zeitalter der Digitalisierung gesehen wird. Ich habe diesen Traum jeden Tag. (Quelle)
Marcus Raitner
Dass Agilität zu allererst etwas mit Haltung zu tun hat, haben wir hier auf dem Blog immer wieder lesen können. Haltung ist auch ein zentrales Thema, das Marcus Raitner in seinem kleinen Büchlein Manifest für menschliche Führung auf 51 Seiten bespricht. Marcus, promovierter Informatiker, stellt sich selbst als Agile Coach, Agile Transformation Agent, Hofnarr und Organisationsrebell dar, der seit 2015 die BMW Group IT auf ihrer Reise zu einer agilen Organisation begleitet. Sein Blog Führung erfahren – Human(e) Leadership for the Digital Age – ist mir schon lange ein Quell inspierender Denkanstöße.
Upps, stimmt ja, ich stehe schon wieder auf dem Blog-Plan … und trete heute auf die Schnelle mit einer kleinen agilen Geschichte aus dem Alltag an. Schülerforschungszentrum Freiburg. Brennstoffzelle. Zukunft pur. Den Fachleuten der Zukunft über die Schulter gucken. Mein Part war es, ein Schülerforschungs-Projekt als agiler Beobachter bei Teambildung, Prozessentwicklung und Ablauf zu begleiten. Kein bestimmtes Ziel, eher die Idee, einen Blickwinkel einzunehmen, den man normalerweise als Lehrer niemals hat, weil man keine Zeit für solche speziellen Beobachtungen besitzt. Unsere Fragestellung: Wie viel Agilität kann man in einem „normalen“ Kurs für naturwissenschaftlich interessierte Schüler/innen unterbringen, bei dem von vorneherein als wesentliche Grundlage die agile Haltung schon mal genau passte. Ich habe mein Fazit in einem kleinen Film festgehalten: Es passiert schon ganz viel Agiles, wenn man Schüler/innen möglichst freie Möglichkeiten bietet, sich in ihrem Tempo zu entwickeln, sich auszuprobieren, ihre Fähigkeiten zu erfahren, zu experimentieren, zu forschen, sich zu fordern, auch ohne dass man es in einen konkreten agilen Rahmen packt. Für die Stärksten war der zusätzlich angebotene agile Rahmen leicht umsetzbar, für die anderen müsste er vorher in Ruhe entwickelt werden, um die zusätzlichen Vorteile gegenüber dem ungeplanten agilen Forschen für sie begreifbar zu machen. Auf unserem eigenen „agilen Kanal“ haben wir vom Forum agil lernen und lehren die Sache übrigens schon früher unter dem Stichwort Freiraumforschung vertieft. Helix 1 – Helix 2 – Helix 3
Mit den besten Grüßen aus der Zukunft – Heinz Bayer
Bei der Vorbereitung derartiger Events merke ich immer, wie schwer mir selbst noch die Agilität fällt. Am letzten Donnerstag, dem 9. Mai 2019, fand in der Fachhochschule Bielefeld die 1. Konferenz der „Musterwandler in Hochschulen“ statt. Mehr als 50 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet, quer über alle Hochschularten, lauschten Referaten, beteiligten sich an praktischen Übungen von Methoden, diskutierten, lernten sich am Kaffeetisch kennen und machten Pläne für weitere Aktivitäten von gemeinsamem Interesse.
Einzigartig war schon die Art der Vorbereitung.
Jan Tamm, Kanzler der Uni Rostock, bei der Keynote
Kommunikation und agile Werte sind wichtige Bausteine für eine gelungene Transformation zu einem agil arbeitenden und wirkenden Arbeitsumfeld. Der Weg ist jedoch nicht immer leicht. Wir freuen uns, Sie mit unserem Seminarangebot – Agile Kommunikation / Augenhöhe und Dialog als Werkzeuge agilen Arbeitens – unterstützen zu können.
Nun gehen wir in die zweite Auflage. Sie können sich ab sofort für das Seminar am 12./13. Juni 2019 in Berlin anmelden. Für ein erfolgreiches Seminarerlebnis haben wir die Teilnehmerzahl auf 12 Personen begrenzt.
Es sind noch Plätze frei. Melden Sie sich jetzt an.
Um uns zunächst kurz vorzustellen: Wir beide, das sind Moritz Junginger und Kilian Hampel, haben im Rahmen unseres Masterstudiengangs “Politik- und Verwaltungswissenschaft” an der Universität Konstanz im Sommer 2018 ein Seminar belegt. In diesem Shared Classroom Seminar mit dem Titel „Digital Transformation in Germany and Estonia“ durften wir, gemeinsam mit der Tallinn University of Technology in Estland, zum digitalen Transformationsprozess forschen. Aufgrund unseres starken Interesses, welches unter anderem aus den Forschungsbeiträgen unserer Dozentin Frau Prof. Dr. Ines Mergel resultierte, haben wir uns für den Themenkomplex Agilität in der öffentlichen Verwaltung entschieden. Im Anschluss an das Seminar wurden unsere Forschungsergebnisse im Rahmen der Open Public Administration Scholarship-Reihe veröffentlicht. Nun haben wir die Gelegenheit erhalten, diese Forschungsergebnisse im folgenden Blogbeitrag vorzustellen.
Kurzzusammenfassung Mit unserem Forschungsbeitrag zum Thema Agilität in der Verwaltung hatten wir das Ziel, die Chancen und Risiken von agilen Methoden in der Verwaltung zu identifizieren und Handlungsempfehlungen für die Implementierung in der deutschen und estnischen Verwaltung zu geben. Dafür haben wir insgesamt sieben Interviews (unter anderem mit Mitgliedern des Forums Agile Verwaltung) mit deutschen sowie estnischen Experten aus dem Bereich der öffentlichen Verwaltung durchgeführt. Als Chancen konnten wir bspw. die erhöhte Nutzerzentrierung, Effektivitätssteigerungen und das positive Aufbrechen von Silodenken identifizieren. Auf der anderen Seite wurde deutlich, dass agile Methoden nicht als “Zauberformel” für jede Verwaltung verstanden werden dürfen, sondern auch organisatorische Schwierigkeiten mit sich bringen können. Es ist wichtig, eine der agilen Arbeitsweise empfänglichen Verwaltungskultur entstehen zu lassen. Besonders im deutschen Raum sollte darauf geachtet werden, dass auch die Bedingungen für einen solchen Wandel gegeben sind. Daraus ergeben sich mehrere Implikationen: Besonders eine gelebte Fehlerkultur scheint für die Organisation unabdinglich zu sein, da agiles Arbeiten ein Prozess ist, der dazu anregt, sich und die Organisation ständig zu hinterfragen.
Am 26.05.2019 sind die EU-Bürger aufgerufen, ein neues europäisches Parlament zu wählen. In Baden-Württemberg finden gleichzeitig auch die Kommunalwahlen statt. Diese Kombination finde ich überaus spannend. Sicherlich mögen dabei Synergieeffekte wie Aufwand und Wahlbeteiligung eine Rolle spielen, warum die beiden Wahlen an einem gemeinsamen Termin stattfinden. Für mich aber unterstreicht es einen Zusammenhang, den viele nicht auf dem Schirm haben. Nämlich, dass ein vereintes Europa nur dann gelingen kann, wenn es eng mit der kommunalen Ebene verbunden ist. Beide gehöre für mich unmittelbar zusammen. In Anlehnung an den Soziologen Daniel Bell bin ich der Überzeugung, dass der Nationalstaat zu klein für die großen Probleme und zu gleich zu groß für die kleinen Probleme ist. Das Zusammenspiel von Europa und lokale Ebene macht es möglich effizient und effektiv die Herausforderungen anzugehen, die moderne Gesellschaften umtreiben. Das hat zunächst nichts mit Agilität zu tun. Oder doch? Für mich schon. Ich bin ein großer Freund der Vision eines föderalen Europas. Ansätze hierzu gibt es bereits unter anderem mit dem Rat der Regionen, in dem auch Städte und Gemeinden vertreten sind.
Ein solches föderales Europa ist in meinen Augen ein hoch agiles Konstrukt. Erfahrene Agile Coaches wissen, auch das beste organisierte Team stößt irgendwann an Grenzen, die es nicht selbst lösen kann und die Unterstützung der nächsten höheren Ebene braucht. Umgekehrt ist es nahezu unmöglich, auf adäquat und nutzerzentriert in einer zentralistischen Organisation auf komplexe Herausforderungen zu reagieren. Es braucht demnach Entscheidungsspielräume. Gleichzeitig braucht es einen verlässlichen Rahmen. Ein Grundgerüst, das die Infrastruktur stellt, die es einer Organisation erlaubt überhaupt erst arbeiten zu können.
Politik und Gesellschaft sind hochgradig komplex. Auch hier braucht es ein Grundgerüst, einen Rahmen. Aber gute Entscheidungen, die möglichst vielen Menschen gerecht werden, können nur begrenzt zentral vorgegeben werden. Es braucht ein gemeinsames Dach, das den Rahmen schafft und Leitplanken vorgibt. Leitplanken innerhalb derer sich die Selbstorganisation im Sinne der Agilität entfalten kann. Das föderale Europa bietet dieses gemeinsames Dach, in dem sich „selbstorganisiert“ die föderalen Gliederungen organisieren. Eingeweihte ahnen es – es schwingt die kommunale Selbstverwaltung des Art. 28 II Grundgesetz, die für mich Ausfluss eines höchst agilen Grundsatzes ist.
Ein föderales Europa in diesem Sinne fokussiert sich – im Sinne des Subsidiaritätsprinzip – auf die Rahmenbedingungen, die die unteren Gliederungen nicht schaffen können. Es gibt in einem gewissen Rahmen strategische Leitlinien vor, die es braucht, damit das Zusammenspiel innerhalb Europas funktioniert, lässt aber den Teilgliedern den Freiraum, ihre Angelegenheit möglichst selbst zu organisieren.
Ein föderales Europa braucht daher starke Kommunen. Kommunen, die nahe an dem Menschen sind und im engen Zusammenspiel mit eben diesen Fachexperten ihres eigenen Alltags im Dialog in iterativ-inkrementellen Schritten die beste mögliche Lösung für die Herausforderungen unserer modernen Gesellschaft leisten. Damit das Ganze funktioniert, braucht es die Bereitschaft und das Vertrauen, den gegenseitigen Respekt und den Mut, sich darauf einzulassen. Auch hier wieder parallelen zur Agilität.
Am 26.05.2019 haben wir die Chance, mit unserer Stimme dazu beizutragen, die agile Idee nach Straßburg/Brüssel ins Europaparlament und – zumindest in Baden-Württemberg – in die Rathäuser zu tragen. Lassen wir die Gelegenheit nicht ungenutzt und gehen an die Wahlurne. Zeichen setzen, für ein agiles Europa.