Agilität und Verwaltung, neugierige Spielfreude und profunde Kompetenz – Vorsätze für 2023 !?!!

Hoppla, wo sind wir denn jetzt? Wer oder was versteckt sich hinter dieser Titelansage? Noch ein paar Hinweise nötig?
OK, hier:

  • Geburt 2016:                 klein, neugierig, am Ausprobieren
  • Kindergarten 2017:         erster sichtbarer Schritt in die Welt, viele Fragen…
  • Schuleintritt 2018:          nächste Etappe, auch schon mit Antworten
  • Schulabschluss 2019:    schon ziemlich erwachsen,  …

Ein paar haben es sofort erkannt (vermutlich die, die auf der Mitgliederversammlung – siehe unten – waren).
Die Rede ist vom Forum Agile Verwaltung selbst. Kurzes Biopic:

2016 – Netzwerk als Funke am Anfang:
«Ich möchte in meiner Verwaltung so viele Sachen machen,
aber ich bin hier mit neuen Ideen so allein,
wer ist auch allein?»

Auf einen Blogaufruf beim Common Sense Team hin hat sich im Februar 2016 eine kleine Gruppe von 7 Menschen, die sich nicht kannten, zusammengefunden. Sie hatten alle in oder mit Verwaltung zu tun. Mit dem Vorhaben, interessierte Praktikerinnen (Männer sind klaro immer mit gemeint) zu finden, die aktiv werkeln wollen. Da, wo es schwierig ist, nach bekanntem Verwaltungsvorgehen in veränderungsreichen Innovationszeiten professionelle Ergebnisse zu erzielen.

Ganz zentral dabei: erfahrungsbasiert sollte das sein. Nicht theoretische Abhandlungen, lange Vorstudien und Abwägungen. Relativ schnell ins Tun gehen. Das ist einfacher, wenn man ein Netzwerk hat. Wenn man Menschen hat, wo man schnell anrufen kann und sagen: «denk mal rasch mit mir, gib mal Feedback, hast du noch eine Idee mehr?». Das ist eine Kleinigkeit, die viel praktische Kraft hat und die eine Kultur legt, auf der das Forum seither fährt. Wir wollten gemeinsam austauschen, zusammen denken, Ideen und Methoden entwickeln, im Kontakt sein, nicht einsam sein mit unseren Anliegen. Netzwerk sein.

Zum Beispiel begannen wir Gedanken-Ping-Pong in Blogform. Damals waren es oft unfertige Denkschnipsel oder Fragen ohne Antworten, die im Blog publiziert wurden. Und immer freitags, als Erleichterungsseufzer am Ende der Woche, die Vkon, unsere Videokonferenz (jaaa, wir hatten das schon 2016!!!) zum gemeinsamen Spinnen und Plaudern. Zuerst 6, dann bald 10 oder mehr, die da zusammenkamen. Eine echte Energietankstelle am Ende der Arbeitswoche. Dann die verrückte Idee: Es geht uns so gut zusammen, gemeinsam denken hilft, erste Früchte unseres Tuns werden spürbar in unserer eigenen täglichen Arbeit – wir fragen mal den Rest der Verwaltung. Also wieder ein Blogaufruf: Wer aus der Verwaltung mag zur ersten Konferenz Agile Verwaltung kommen und erfahren, was wir tun…

2017 – die erste FAV-Konferenz: «Am Anfang muss man ein bisschen Rebell sein, um Grenzen weniger prägend zu machen»

Erster physischer öffentlicher Anlass in Stuttgart, in der Hochschule der Medien.  Sofort und unerwartet fast 50 Teilnehmende. Wir hatten Buurtzorg da, haben einige eigene Workshops angeboten zu

  • «Was ist eigentlich agil und wie geht das?»
  • «Warum beschäftigen wir uns damit?»
  • «Passt das überhaupt zu Verwaltung?»
  • und zu konkreten Themen (Digitales Dokumentenmanagement und so) und Erkenntnissen des ersten Jahres unseres Tuns

Wir haben am Schluss des Tages die Teilnehmenden gefragt:
Hat das Sinn, was wir da tun?
Ist das für euch irgendwie interessant und anschlussfähig?
Entsteht ein praktischer Nutzen?

Wir haben die Antworten als: ‚Ja, hat potenziell Nutzen‘ interpretiert. Und den Auftrag aus dem Plenum mitgenommen, methodisch noch mehr genau auf Verwaltungszustände auszurichten. Weil die Verwaltung halt schon noch mal eigen tickt und passende Werkzeuge eher annimmt als «fremde».
Mit dem Auftrag sind wir ins Jahr 2017 gestartet – und dem Versprechen, 2018 in einer nächsten Konferenz wieder zu berichten.

Begleitet wurde auch schon die allererste Konferenz vom Kritzeler Otto Kraz. Wir hatten ihn gebeten, als «Grand Temoin», der nichts von Agilität wusste und quasi nichts über Verwaltung, kritisch zu gucken, ob sich über den Tag ein Bild und ein Sinn zu den beiden Begriffen herausfinden liesse. Otto hat den ganzen Tag in den Einzelveranstaltungen mitgezeichnet und auf einer extra konstruierten Papierrolle visualisiert. Otto hat seine Aha-Erlebnisse in einem Kurzfilm festgehalten. Wer also den Tag in einer Zusammenfassung anschauen mag, kann dies hier tun.

2018, 2019, Corona, 2021, 2022 – immer mehr Themen, Konferenzen, Communities of Practice, Vereinsgründung und das beste Buch zu ‘Agile Verwaltung’

Wir haben unser Spektrum etwas näher beschrieben zu dieser Zeit:
Wenn wir Verwaltung sagen, geht es nicht nur um die Kernverwaltung, sondern auch um andere Organisationen in öffentlicher Trägerschaft – an den Schnittstellen zwischen Organisationen und auch an der Schnittstelle zur Politik spielt Musik.

Das zeigt sich auch und vor allem am Blog und an den nachfolgenden Konferenzen:

2018 – die zweite Konferenz mit erstmals über 100 Teilnehmenden
2019 Süd – genannt die Süd-Hauptkonferenz
2019 Nord – genannt die erste Nord-Hauptstadtkonferenz 🙂
2020 Süd – die „knappstens-vor-Corona-Konferenz“
2020 Nord online – in Agilhausen, Landkreis Digi-Thal an der LAN
2021 online in @ttlingen – zum Thema „Zwischenräume nutzen“
2021 Nord online mit dem Motto „Irgendwas ist immer – über die artgerechte Haltung von Überraschungen“
2022 Ettlingen und @ttlingen – erstmals hybrid  „Agil auf Grund gehen“

Die Konferenzen wurden grösser, onliner, hybrider. Jedes Mal völlig Neues dabei an Methoden, Formaten, Ideen. Und so viele interessierte und interessante Menschen.

Wir haben ein Buch geschrieben. Das beste Buch zu ‘Agile Verwaltung’ auf dem Markt damals (ok, es war das erste und einzige zu der Zeit).
Das Buch handelt von Teamarbeit und ist selbst ein Ergebnis von Teamarbeit.
Das Buch handelt von agilen Arbeitsmethoden und wurde selbst mit agilen Arbeitsmethoden erstellt. Denn:

„Ganz zentral dabei: erfahrungsbasiert sollte das sein.“

Zitat von oben aus unserem Gründungsvorhaben. Check!

Der Blog auch. Er wuchs und gedieh und hat uns viele Mitglieder beschert. Mitglieder? Mitglieder!

Denn unterwegs hatten wir uns als Verein gegründet, weil das lose Selbsthilfegrüppchen zahlenmässig zu gross wurde und die Konferenzen, Workshops, Vorträge und nicht zuletzt die schiere Menge an Kontakten eine (Rechts-)Form brauchten. Die ersten Jahre des Vereins waren, neben Corona, auch mit «Erwachsenenaufgaben» erfüllt: immer mehr Veranstaltungsorganisation, Mitgliederbewirtschaftung, kleinere und grössere Projekte, wie organisieren wir uns mit 100 statt mit 7 Menschen, wie machen wir neue heimisch neben den Gründungsdinosauriern? Solche Sachen.

Und wir haben die Kompetenzmanufaktur Agile Verwaltung, genannt KMAV, ausgegründet und auf die Beine gestellt.

Das alles, weil vor lauter Mitgliederverwaltung des Vereins und Ausrichtung von Veranstaltungen, Konferenzen, Trainingsanfragen und Workshops der eigentliche Kern des Netzwerkes, namentlich Netzwerk zu sein, lebendigen Austausches jederzeit fähig und gewillt, immer weniger Platz hatte.
Immer mehr Erwachsenenkram, immer weniger Spielfreude, Kumpels treffen, rumspinnen und Ideengebären.

2023 – neue Phase, neue Formen, neue Menschen, neuer Vorstand

Und jetzt ist der Erwachsenenkram gemacht. Es gibt Strukturen, es gibt Menschen, es gibt Themen.

Alles da. Wieder neuer Platz für den eigentlichen Kern: Netzwerk sein, zu lebendigem Austausch jederzeit fähig und gewillt, mehr Spielfreude, Raum zum Gleichgesinnte treffen, Lösungen erspinnen und Ideen gebären:

  • Das nächste FAV Buchprojekt Agile Verwaltung 2040 lebt, wächst und gedeiht.
  • Weitere Konferenzen bieten Spielfelder.
  • Der Blog spriesst und treibt immer neue Blüten.
  • Wir haben ein wiederkehrendes offenes Lean Coffee, frei nach dem Motto „raus aus dem Silo, rein in den Austausch“.

  • Was immer uns Mitglieder beschäftigt, kann im Forum mit anderen bearbeitet und bespielt werden.

Wenn aber wir Gründungsdinosaurier immer am Drücker bleiben, wird der Verein alt und das Netzwerk rostanfällig. Bei der letzten Mitgliederversammlung am 25. November 2022 sollte also ein neuer Vorstand (3 Personen, Präsident*in, Vize und Kassenwartin – für letztere gibt es – juhui Ursula – eine Kandidatur) gewählt werden, um „putzd und gsträhled“, also sauber und gut aufgestellt ins neue Jahr zu gehen.
Sollte…eigentlich…im Prinzip… wäre das… ähm…:

  • Es waren einerseits zu wenige Mitglieder dafür da, wir waren nicht beschlussfähig.
  • Und andererseits trauen sich nach eigener Aussage die tollen neueren Mitglieder noch nicht so recht in den Vorstand.
    Angst vor zu viel Zeit, Arbeit, Verantwortung.

Ein neuer Vorstand wäre aber so schön. Mit neuen Spielfreudigen.
Denn der Erwachsenenkram, der so viel harte Zeit und Arbeit forderte, ist ja jetzt gemacht (Danke Thomas, Sandra und Christine!!! Danke Falk, Wolf, Peter und all denen, die Themen, Blog redaktionell oder Projekte hüten und weitertreiben, Vkons moderieren, an Konferenzen mitschaffen und und und).

Der neue Vorstand kann selbst bestimmen, wieviel er selbst tun möchte und wo er Mitglieder machen lässt.
Wo Energie drin ist, finden sich Menschen und es passiert.
Oder halt nicht. Kann vieles, muss nix.

Gegen die Angst der Überlastung haben wir an der Mitgliederversammlung dann halt rasch spontan als erste Antwort auf die Ängste eine für alle Mitglieder offene „Maskottchenrunde“ gegründet. Sie ist neu dafür da, dem Vorstand neben den sechs eigenen Vorstandsschultern ganz viele weitere Schultern zur Verfügung zu stellen. Zur Unterstützung. Auf Zuruf und immer in der Nähe. Als Echoraum und Resonanzkörper, als Arbeitsabnehmende, als Ideenlieferanten, als Fundament, als Spinnerinnenclub. Als Regionalpatinnen und -paten für Mitglieder vielleicht. Als Themenhüterinnen für bestimmte Sachen. Oder so. 10 Mitglieder hat die schon. Und das werden ganz sicher noch mehr (spätestens nach diesem Artikel… hoffe ich mal…).

Also: Gute Neujahrsvorsätze an alle von allen für alle hier:

Am 27. Januar 2023 findet von 17 Uhr bis 18.30 Uhr die ausserordentliche Mitgliederversammlung statt.
Mit Vorstandswahl.

Und es wäre schön, wenn sich zwei oder drei oder mehr Vereinsmitgliederfrauens und -männers zur Wahl stellten. Damit wir erneuerte, nachhaltige Spielfreuden zusammen auf die Beine stellen (und nicht immer nur die alten 🙂 ). Und wenn viele kämen, damit wir das neue Jahr „putzd und gsträhled“zusammen auf den Weg bringen.

Gute Vorsätze fürs neue Jahr… Kennt ihr, oder?
Hier ist eine Chance, die Vorsätze auch durchzuhalten und es tut auch gar nicht weh – kein Muskelkater, kein Nikotinentzug und kein Hungern … nur Vorstand eines bunten Haufens sein und Spielfreude wirken lassen.

Autor: Veronika Lévesque

Veronika Lévesque ist beim Institut für Arbeitsforschung und Organistionberatung iafob in Zürich (CH) Organisationsentwicklerin. Und Projektmensch mit einer Vorliebe für Fragen, für die es noch keine fertige Antwort gibt. Begeisterte Grenzgängerin: Unterwegs in 4 Ländern, 3 Sprachen und am liebsten in den Zwischenräumen zwischen Disziplinen. Schwerpunkte: Nutzbarmachung von Übergängen und Transformationshebammerei, Organisations- und Entwicklungshandwerk (Manufaktur, nicht von der Stange), Agile Spielfelder in nicht-agilen Umwelten, Methodenentwicklung, Umgang mit Nicht-Planbarem, Bildungssysteme vs. nicht-formale Bildungswege und 'Fehler machen schlauer.’

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