Leben und Verwaltung – über die Haltung der Verwaltung zu ihren eigenen Leistungen

Ich bin auf eure Hilfe angewiesen. Ich brauche Input zu etwas, das ich vorgestern gelesen habe. Nicht zum ersten Mal, aber jetzt ist es an der Zeit, dass ich Fragen stellen und mich austauschen muss über die Inhalte des aktuellen Artikels, den ich euch hier teile. Austausch mit uns als Verwaltungscommunity. Weil es uns angeht.

Eine kleine Bitte vornezu. Bevor ihr den hier ge’reposteten’ Blogbericht von Alu lest, nehmt euch kurz Zeit, euch über Folgendes eine knapp formulierte, aber eine formulierte Meinung zu bilden. Stichworte auf einem Klebezettelchen oder Bierdeckel reichen:

  • Was ist die Existenzberechtigung einer öffentlichen Verwaltung im DACH-Raum eigentlich? Warum haben wir sie (und sie nicht schon lange outgesourct an andere Anbieter)?
  • Was kann und soll und muss sie sein aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger, aus Sicht der Politik, der Wirtschaft …
  • Und vor allem: Was kann und soll und muss sie sein aus Sicht ihrer selbst?
  • Was sind ihre übergeordneten Ziele, Werte und was zeichnet sie aus?
    Was ist zentral wichtig; was auch wichtig, aber weniger; was „muss halt“?

Jetzt zum Inhalt:

Jetzt zum Inhalt. Alu ist eine bekannte Bloggerin. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie einen sogenannten Tagebuch-/Familienblog, der eine weite Verbreitung hat. Gerade haben sie den «Goldenen Blogger» in der Sparte Real Life gewonnen. Der hier gerepostete Artikel, um den es mir heute geht, ist im Original hier zu finden. Es geht dabei nicht nur allein um die öffentliche Verwaltung. Aber sie spielt in der beschriebenen Lebenssituation, die nicht punktuell ist, sondern sich über längere Zeit erstreckt, auch eine recht existentielle Rolle.

Es soll mitnichten Verwaltungsbashing werden – das passiert unkonstruktiv schon viel zu viel. Ich finde, die Verwaltung – also wir alle – sollte sich in eine Diskussion über das im untenstehenden Blogbeitrag Beschriebene einbringen wollen.

a. Ich möchte hier im „Verwaltungsblog“ die Nicht-Verwaltungsseite zu Wort kommen lassen. Aber halt nicht nur auf Alus eigenem Blog, wo der Artikel ursprünglich erschienen ist und in der Elternfilterblase bleibt.
Sondern hier eine Art Dialogkanal öffnen – an einer Stelle, die Verwaltungsmenschen lesen. Zusammen mit der Verwaltungsseite austauschen, wenn möglich. Wenn alle nur in ihrer Blase publizieren, entsteht kein Dialog und kein Verständnis der anderen jeweiligen Sichten. Ich meine, die Verwaltungswelt sollte sich an der Diskussion über die Rolle der Verwaltung in der Gesellschaft, über Digitalisierung, über Wie-es-ist-und-wie-es-sein-müsste, Wie-war-es-gedacht-und-wie-kommt-es-an etc. sichtbar beiteiligen. Teil der Auseinandersetzung sein.
Das hier möchte ein Gesprächsstarter sein, nach verwaltungsinnen und nach nicht-verwaltungsaussen.

Und ich möchte

b. die Verwaltung zur Selbstreflexion anregen – nicht zu mea culpa, nicht an den Pranger stellen, keine Rechtfertigung abholen und auch kein „man lässt uns ja nicht…“. Sondern zu den Themen Standpunkte entwickeln. Ins entwickelnde Gespräch kommen. Über Rolle, Werte und Aufgaben der Verwaltung, die über das Tagesgeschäft hinausgehen. Ziele von Verwaltungshandeln, die nicht reine Dienstleistung sind und die es verdienen, formuliert zu werden. Für sie selbst – und für die Nichtverwaltung. Professionell und fachlich fundiert an den übergeordneten Zielen und Aufgaben orientiert.

Lange Vorrede, ich weiss. Ich komme mir vor wie seinerzeit Fredl Fesl, die Anmoderation oft länger als der angekündigt Song :-).
Nun also erst einmal Alus Blogartikel:

Verloren im Antragsorbit

Neulich habe ich mir die App meiner Krankenkasse heruntergeladen, man soll einfacher in Kontakt stehen und die Bearbeitung der Anträge besser verfolgen können. Dass man einfacher mit den verschiedenen Abteilungen in Kontakt steht, das kann ich bestätigen. Aber, nun ja, dass dadurch das Antragswesen transparenter wird, das kann ich nicht bestätigen. Da ist zum Beispiel mein Antrag auf Zuzahlungsbefreiuung. Immer wieder reiche ich Belege über die App ein, scanne, hefte ab und sortiere. Die Bescheide, die mir in der App in einem Postfach angezeigt werden, kann ich jedoch nur dort lesen. Ich muss sie mir also selbst zuschicken per E-Mail, damit ich dann die Bescheide in passenden Ordnern auf meinem Desktop ablegen kann.

Überhaupt hat mein Desktop inzwischen eine spannende Ordnerstruktur, wenn es um Anträge geht. So hat jedes Kind einen eigenen Ordner und darin befinden sich andere Ordner, die dann für den jeweiligen Vorgang stehen.

Mein Lieblingsordner ist der vom Sohn. Dank seiner Schwerbehinderung und dem Besuch einer Förderschule müssen wir zum Beispiel jedes Jahr einen neuen Antrag für den Fahrdienst stellen.  Es werden immer aktuelle Arbeitgeberbescheinigungen, Erklärungen zur Behinderung und zum Elternhaus und Nachweise über Geschwister verlangt. Belege, die wir jedes Jahr neu einholen, kopieren und natürlich unterschreiben müssen. In diesem Jahr habe ich zum Nachweis meiner derzeitigen Tätigkeit zum Beispiel mein komplettes Tumorboard und den Fahrplan meiner Chemotherapie hineingepackt. Mein Mann hat passend dazu einen Nachweis seiner Vollzeitstelle vom Oktober 2022 hineingetan.

Aber: Eine Krebserkrankung gilt nicht als Vollzeitbeschäftigung (wer das bestreitet, war noch nie selbst lebensbedrohlich erkrankt)

und so musste ich einen aktuellen Nachweis beim Arbeitgeber anfordern, für mich ein sehr unangenehmes Unterfangen.
Da die Bescheinigung des Mannes nicht aktuell genug war, mussten wir zudem eine neue nachfragen, 3 Monate nach der letzten! Peinlich! Was aus dem Antrag geworden ist, das erfahren wir hoffentlich bald, er ist im *Antragsorbit verschwunden. Ich hoffe sehr, dass er auch im nächsten Schuljahr wieder mit dem Bus fahren darf.

Ein weiterer Unterordner vom Sohn ist der mit dem Titel “Reise”. Zusammen mit dem Sozialpädiatrischem Zentrum (SPZ genannt) haben wir entschieden, dass es Zeit wird, den Sohn auf seine erste integrative Reise zu schicken. Nach einigen Recherchen fand ich einen Träger mit maximal 20 Kindern in einer Gruppe und dem Angebot einer 1:2 Betreuung, die wir aufgrund von verschiedenen Dingen benötigen. Der Träger übersandte mir die Unterlagen mit dem Hinweis, dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die kompletten Reisekosten für behinderte Kinder übernimmt und schickte mir die Paragraphen. Ich freute mich und schickte die Reiseunterlagen mit der Bitte um Übernahme dieser Teilhabemöglichkeit an den Pankower Teilhabefachbereich. Nun ja, die erste Rückmeldung lautete: Wir kennen solche Kostenbeteiligungen nicht (hat also noch nie jemand vorher im Bezirk Pankow solch einen Antrag gestellt?). Ich konnte abhelfen, mit Paragraphen und Teilhabenachweisen. Die zweite Rückmeldung lautete: In Pankow übernehmen wir die Kosten nicht, hier ist der Träger dafür nicht zugelassen. Ehrlich, ich weiß nicht warum Pankow und Friedrichshain anscheinend auf unterschiedlichen Kontinenten liegen, aber meine Geburtsstadt Berlin bringt mich manchmal zur Weißglut! Das Ende vom Lied, wenn der Sohn mitfahren soll, dann könnte Pankow einen Teil übernehmen, was einen Restkostenbetrag von fast 600 Euro für uns Eltern macht. Ich habe dem Träger nun geschrieben, dass wir das unbedingt möchten, auch damit der Sohn mal ohne Krebs von Mama ein paar Tage hat. Aber, wie wir das auf einen Schlag bezahlen sollen, keine Ahnung. Ach so, Pankow hat mir dann andere Träger angeboten, für die sie Kosten übernehmen würden. Klar, dass da nach Antragsstellung zwischen Februar und April nix mehr zu holen war!! Auf dem Desktop habe ich natürlich auch mehrere Ordner für mich angelegt. Wer krebskrank ist, hat niemals Langeweile und Papiermangel!

Ich habe derzeit einen Antrag auf Erhöhung der Schwerbehinderung beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (genannt LAGESO) laufen. Der Sozialdienst vom Krankenhaus hatte dies empfohlen, da ich ja beide Brüste verloren habe und in einer ambulanten Tablettenchemotherapie für zwei Jahre bin. Meinen Antrag habe ich per Post geschickt und wollte die Unterlagen gleichzeitig per E-Mail übersenden. Leider darf man keine Anhänge schicken und auf meine Nachfrage, ob ich denn einen Zugang zum Portal zum Hochladen bekäme, erhielt ich keine Antwort mehr. Irgendwann jedoch kam ein Brief. Nun ja, ich solle doch mitwirken, immerhin hätte ich ja per E-Mail geschrieben, dass ich meinen Status erhöhen will. Ich war ziemlich perplex, wo sind denn meine Unterlagen hin? Ich habe also bei der 115 angerufen (man kann nämlich nicht direkt mit dem LAGESO kommunizieren) und konnte nicht durchgestellt werden. Aber, ein neuer Brief trudelte ein. Man würde meine übermittelte Nachricht bearbeiten. Ich weiß also nicht, wo sind meine Unterlagen und was wird noch benötigt? Wahrscheinlich alles im *Antragsorbit verschwunden.

Mein neuer Lieblingsunterordner auf meinem Desktop ist jedoch die Causa: medizinisches Tablet für den Sohn (und da schließt sich der Kreis zur App). Nicht ohne Grund besucht der Sohn eine Schule für körperliche Behinderungen. Seine Handschrift gleicht einem Arzt über 60 und er ist zu langsam für Mitschriften. Einen Laptop konnten wir über private Kontakte bereits stellen, aber die Tastatur ist für ihn im Alltag zu schwer. Also, so von der Schule und dem SPZ entschieden, er braucht was Neues. Wir haben also ein Rezept per Krankenkassen App eingereicht, mit einem neuen Arztbrief. Bereits kurze Zeit später dann ein Brief in meiner App! Nun ja, die Krankenkasse ist nicht dafür zuständig. Der Antrag liegt nun beim Sozialamt Pankow. Als alter Hase der Anträge weiß ich natürlich sofort: Falscher Ort! Der muss zur Teilhabe. Ich schicke mir den Brief selbst zu, versende ihn an die Teilhabe mit dem Hinweis: Das gehört doch zu ihnen? und bekomme eine E-Mail mit den Worten: “Nein, dafür sind wir nicht zuständig”, zurück. Ich rufe also im Sozialamt Pankow an (es dauert, aber man bekommt jemanden ans Telefon). Ja, den Antrag kennen sie. Der war da falsch und ging an die Teilhabe, kam aber von denen zurück und nun ist irgendwie noch offen. Man wisse noch nicht, wer den bearbeitet.

Diese Anträge seien sehr, sehr selten! Ehrlich Leute, was nützt mir die ganze Digitalisierung und Transparenz dieser wunderbaren App, wenn ich dann doch mit jedem Vorgang wieder im *Antragsorbit stecken bleibe! Um den Überblick über all die Anträge zu behalten, habe ich inzwischen bestimmte Zeiten im Kalender reserviert. Es sind Tage und Stunden, in denen ich nachfrage, mich kundig mache und manchmal auch nur auf den Bildschirm meines Handys starre und auf neue Nachrichten in der App warte, um andere Anträge stellen zu können. Dann sende ich mir die Briefe zu und verteile sie weiter.

Irgendwann, wenn ich hoffentlich wieder gesund und munter bin, dann werde ich mich doch nochmal expliziter in diesen Bereichen engagieren müssen. Es kann so für Familien nicht weitergehen.

Wir gehen unter! Ich, als Muttersprachlerin mit akademischem Abschluss und Verwaltungserfahrung komme hier absolut an meine Grenzen.
Wie mag es dann erst Menschen mit weniger Sprachkenntnissen oder Langmut gehen?
Das geht so nicht weiter, das ist alles #Nixklusion.

Mein Handy pingt. Eine neue Nachricht in meiner Krankenkassen App. Es werden für meinen Antrag auf Zuzahlungsbefreiuung noch meine Nachweise des Krankengeldes benötigt. Nun ja, dieselbe Krankenkasse überweist das Geld und schickt mir monatliche Briefe dafür zu. Anscheinend haben diese Abteilungen aber noch nie etwas voneinander gehört…aber was weiß ich schon über Abteilungen und Kommunikation in den langen und tiefen Weiten des *Antragsorbit. Ich bin darin längst verloren gegangen.

Alu

*Antragsorbit: Als Umlaufbahn oder Orbit wird in der Astronomie die Bahnkurve bezeichnet, auf der sich ein Objekt aufgrund der Gravitation im freien Fall periodisch um ein anderes Objekt bewegt, den Zentralkörper.»

Verloren im Orbit – grossekoepfe.de

Jetzt komme ich, Vero, wieder:

Ich bin auf eure Hilfe angewiesen und wende mich an euch – obwohl ja die öffentliche Verwaltung für Hilfe keine einfache Anlaufstelle scheint. Zumindest ist das in der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion sehr präsent so. Immer wieder. Auch schon hier im Blog.
Ich muss Verwaltungsstimmen dazu hören. Daseinsvorsorge und Teilhabe als gesellschaftlicher Auftrag, zu dem auch die öffentliche Verwaltung eine Zuständigkeit hat. Daseinsvorsorge und Teilhabe. Mithilfe eurer Formulierung von ganz oben im Artikel, worum es in der öffentlichen Verwaltung über das Tagesgeschäft hinaus geht, frage ich euch um eure Einschätzungen:

  • Was passiert da? Und wozu dienen die Verwaltungsverläufe bzw. Abklärungshürden und Antragsverfahren, die hier aus potenziell Anspruchberechtigenensicht beschrieben sind?
  • Wie klingt die Geschichte oben aus Verwaltungsoptik? Soll das so? Muss das so?
  • Haben wir dem etwas entgegenzusetzen? Technisch, fachlich, menschlich?

Jede Antwort, jeder Beitrag von euch ist wichtig und hilft, denn:

Die öffentliche Verwaltung
(die, die aus Menschen besteht, nicht die institutionelle, juristische Person, die von hohen Hierarchiestufen vertreten wird)
muss sich der öffentlichen Diskussion stellen. Um die Deutungshoheit über ihre eigene Leistung als öffentliche Hand nicht gänzlich zu verlieren.

Oder diskutiert die Verwaltungswelt nicht mit, weil sie selber findet, dass es so nicht gut ist?

Dann aber wird es um so mehr höchste Zeit, die Sache anzugreifen.
Oder widersprecht mir… Ich bitte um Hilfe, bitte um Beiträge, Voten, Meinungen, Vorschläge, Einordnung, lebendige und konstruktive Diskussion.
Hier im Blogkommentar oder auf LinkedIn.
Oder an der bevorstehenden Konferenz übernächste Woche….

Danke! Es ist wichtig. Danke!!!

Autor: Veronika Lévesque

Veronika Lévesque ist beim Institut für Arbeitsforschung und Organistionberatung iafob in Zürich (CH) Organisationsentwicklerin. Und Projektmensch mit einer Vorliebe für Fragen, für die es noch keine fertige Antwort gibt. Begeisterte Grenzgängerin: Unterwegs in 4 Ländern, 3 Sprachen und am liebsten in den Zwischenräumen zwischen Disziplinen. Schwerpunkte: Nutzbarmachung von Übergängen und Transformationshebammerei, Organisations- und Entwicklungshandwerk (Manufaktur, nicht von der Stange), Agile Spielfelder in nicht-agilen Umwelten, Methodenentwicklung, Umgang mit Nicht-Planbarem, Bildungssysteme vs. nicht-formale Bildungswege und 'Fehler machen schlauer.’

2 Kommentare zu „Leben und Verwaltung – über die Haltung der Verwaltung zu ihren eigenen Leistungen“

  1. Die Gemeinden erfüllen in ihrem Gebiet im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit alle öffentlichen Aufgaben in eigener Verantwortung …. aus der sächsischen Gemeindeordnung. Man könnte wohl jede andere Landes-Gemeinde-Ordnung hernehmen. Dann wäre da noch Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG)
    § 3 Örtliche Zuständigkeit. … erster Prüfungsgrundsatz.
    Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine rechtliche Basis für einen Dienstleistungsgedanken in der öV oder ein Leitbild oder ähnliches, welches allgemein gilt.
    „Der Gesetzgeber“ sind meist Menschen, welche mit den Mühen des Tagesgeschäftes der Rechtsanwendung nicht konfrontiert sind und dazu kommen gewählte Volksvertreter, welche ihre individuelle Ansicht einbringen zum Zeitpunkt der Gesetzgebung. Dann geben Gerichte noch Auslegungen vor. So komplex und manchmal Widersprüchlich sehen dann die anzuwendenden Vorgaben aus.
    Geben wir zur Melange noch zu wenig Personal, zu wenig Fortbildung, die Auslegungen zum DatenschutzG, ggf. vorgegeben Checkliste zur Sicherung des Verwaltungshandelns im vorgegeben Rahmen, Defizite der Führung, Defizite der Organisationsentwicklung … . Dann kann man auch die Menschen und deren Handeln vielleicht etwas nachvollziehen, welche Sachbearbeiter in einer öffentlichen Verwaltung sind. Es ist die Rückseiten des Antragsorbit.
    In den Auseinandersetzungen zwischen Bund und Ländern, Ländern und Kommunen geht es um Finanzen und Zuständigkeiten, nicht um Servicequalität. IT-Planungsrat und Digitalisierung stehen außerhalb als neue Strukturen on Top.
    Meine Lösungsansätze – Qualifizierung des Führungspersonals ( gewünscht inkl. gewählte Vertreter) – nach dem Ansatz des Boppader Modell aus der Nachwendezeit, wer seinen Job behalten will, muss teilnehmen.
    Verankerung zur Kundenorientierung – im Grundgesetz?
    Wie ist die derzeitige Vision und Zusammenarbeit organisiert? Art 91c GG Bund und Länder können bei …. unverbindlicher geht`s nicht.
    Ich denke, wir benötigen für Prinzipien unseres Staates – von der Zusammenarbeit Bund / Länder, des Föderalismus, des Ressortprinzipes und der Selbstverwaltung einen Relaunch in Richtung Zukunfts- Digitaltauglichkeit – gern auch mal mit Beteiligung der Verwaltungswissenschaft 🙂

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  2. Liebe Veronika,
    vielen Dank für diesen ganz wichtigen Beitrag. Die Themen, die du anschneidest, sollten uns vom FAV in der nächsten Zeit intensiv beschäftigen.
    Aber warum kein Verwaltungsbashing? Ich finde, ein gewisses Maß an Verwaltungsbashing tut wirklich not, und zwar auch in Bezug auf uns selbst: Wo tragen „wir Agilist:innen“ zu diesem Verwaltungsversagen bei bzw. finden uns damit ab?
    Allzu oft – so mein persönlicher Eindruck – propagieren wir den Einsatz agiler Methoden als Ziel (wir schreiben gerade ein Buch „Agile Verwaltung 2040“), ohne zu sagen, von was wir weg wollen: also was finden wir an der „Verwaltung 2023“ unerträglich, sofort zu beseitigen? Wir begleiten in den letzten Jahren zig Bachelor-Arbeiten, die über die „Anwendbarkeit agiler Methoden in der Verwaltung“ schreiben wollen – ohne je den Finger auf eine offene Wunde in der Verwaltungspraxis zu legen.
    Und das täte jetzt not. Und zwar nicht allgemein bramabarsierend, sondern ganz konkret auf Einzelfälle bezogen. Alu schildert in ihrem Bericht eine ganze Reihe von Verhaltensweisen der öffentlichen Verwaltung – zum Teil in Prozesse eingebrannt, zum Teil als Haltungen der die Prozesse bedienenden Menschen -, die auf die Betroffenen demütigend und schikanös wirken. Aber das Gesamtbild ist ein Mosaik, das aus vielen Einzelsteinen besteht. Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir Stein für Stein betrachten.
    Nehmen wir den Mosaikstein „ich muss bei der Krankenkasse Belege über die Krankengeldleistungen einreichen, die eine andere Abteilung der gleichen Krankenkasse an uns auszahlt“. Einem solchen Beispiel konkret nachzugehen: Woran liegt das? Wie arbeiten die Abteilungen der Kasse (nicht) zusammen? Wie reagieren die Verantwortlichen, wenn man sie damit konfrontiert? Warum funktioniert „Prozessoptimierung“ in Deutschland oft so, dass die Verwaltungseinheiten sich selbst optimieren, indem sie Aufwände auf Dritte abschieben? Warum gibt es für Betroffene wie Alu in Deutschland keine Stellen, an die sich sich wenden können (wie z.B. die Ombudsleute in Schweden, die Konflikte von Bürgern mit Verwaltungen aufgreifen und sich ihrer annehmen)? – D a s wäre ein Stoff für eine Bachelorarbeit, die man dann auch wirklich gerne lesen würde. D e r e n Ergebnisse könnten in wirklich wertvolle „Handreichungen für Kommunen“ einfließen. Und so könnte man Mosaikstein für Mosaikstein aus Alus Bericht abarbeiten. Und daraus dann fundierte Hinweise auf die systemischen Faktoren gewinnen.
    Ich schlage vor, auf der Konferenz „Agile Verwaltung“ am 11. Mai dafür noch kurzfristig eine Session zu reservieren – als erste Diskussionsrunde zum Thema.

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