Wenn Welten aufeinandertreffen …

 

Eine der grossen Schwierigkeiten in der Auseinandersetzung mit Neuerungen ist der Schutz des Vorhandenen. So schwierig der bestehende Alltag sein mag, so sehr hat er einen grossen Vorteil:
Man kennt ihn. Man hat Strategien und Reflexe entwickelt, die „mehr oder weniger aber immerhin“ funktionieren. Was passieren wird, ist in einem gewissen Mass berechenbar – und lieber weiss ich, dass es mühsam und schwierig ist, als dass ich gar nicht einschätzen kann was passiert.aufbruch

Die Change-Formel nach Kathie Dannemiller besagt:
U x V x ES > W“. Weiterlesen „Wenn Welten aufeinandertreffen …“

Agil Arbeiten – wie kommt man eigentlich auf sowas?

Jetzt haben wir doch in unseren betriebswissenschaftlichen Welten mühsam und konsequent Strukturen und Hierarchien aufgebaut. Wir wissen, wie zentral Planung und Ausrichtung allen Handelns auf Stabilität und Absicherung ist.

Die Grundlagen des Agilen Handelns stellen aber doch einiges davon in Frage:

„Anforderungsänderungen gehen vor sturer Verfolgung eines Plans“

„Die Zusammenarbeit mit den Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.“

„Heisse Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.“

„Die Beteiligten und ihre Zusammenarbeit sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge. In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.“

„Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.“

Ja, spinnen die denn?

Und dennoch scheinen agile Arbeitsformen zumindest Interesse zu wecken und sich in der Fachdiskussion länger zu halten als nur eine kleine Eintagsfliege. Wie kommt man auf sowas? Weiterlesen „Agil Arbeiten – wie kommt man eigentlich auf sowas?“

„Eingeschränkt agil“: Zur Verwaltungskrise bei der Flüchtlingsaufnahme


Im Juni haben wir auf ein Heft der Zeitschrift „Management und Verwaltung“ hingewiesen, das sich mit den Antworten beschäftigt, die die deutschen Verwaltungen auf die Flüchtlingskrise gefunden haben. /1/ Mittlerweile haben wir von der Redaktion die Abdruckerlaubnis für untenstehende Grafik erhalten, für die wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken. Wir nehmen dies zum Anlass, die dort angestellten Überlegungen etwas ausführlicher vorzustellen. Weiterlesen „„Eingeschränkt agil“: Zur Verwaltungskrise bei der Flüchtlingsaufnahme“

Thema Agilität zieht Kreise in der Public Sector Community

Das Thema Agilität wird in der öffentlichen Verwaltung zunehmend wahrgenommen – unser Forum befindet sich in bester Gesellschaft. Hinweisen möchte ich auf die aktuell erschienene Ausgabe (2016/03) von „Verwaltung und Management: Zeitschrift für moderne Verwaltung“ aus dem Nomos Verlag. Unter der Gastherausgeberschaft von Jörg Bogumil, einem der renommiertesten deutschen Verwaltungswissenschaftler, wird am Thema Flüchtlingskrise die Krise der Verwaltungen beleuchtet. Dabei wird die Flüchtlingskrise als „Wicked Problem“ beschrieben, dem man nicht mit zentralistischen Lösungsansätzen begegnen kann, sondern das kollaborative Self-Governance-Ansätze erfordert (vgl. Editorial). Lesenswert sind unter dem Aspekt „Agilität“ insbesondere die Beiträge von Michèle Morner und Manuel Misgeld (Organisation der Integration: Die Rolle von Self-Governance für eine gemeinschaftliche Handhabung der Flüchtlingssituation) und von Johann Hahlen und Hannes Kühn (Die Flüchtlingskrise als Verwaltungskrise – Beobachtungen zur Agilität des deutschen Verwaltungssystems). Leider sind die Beiträge nicht Open Access zugänglich.

Agile Arbeitsformen im nicht-agilen Umfeld

 

Von Hürden und Chancen

Die Umkooperativstellung eines Betriebs oder einer Verwaltung von einer klassischen Aufbauorganisation zu einer agilen Matrix ist ein riesiges Unterfangen. Schon die schlichte Grösse der Aufgabe wirkt oft auf Entscheiderinnen und Entscheider und auch auf Mitarbeitende abschreckend – zumal häufig nur einzelne Beteiligte eine praktische Vorstellung davon haben, was ‚agile Organisation‘ denn in Tat und Wahrheit bedeutet. Oft ist es gerade in der öffentlichen Verwaltung aus rechtlichen und politischen Gründen – zumindest gefühlt – gar nicht möglich.

Können wir mit dieser Hürde konstruktiv umgehen und uns nicht abschrecken lassen?

Die Idee ist zu erproben, wie agile Arbeitsformen in der nicht-agilen Organisation eingebettet werden könnten. So wird Agilität erlebbar und Erfahrungen können live und in Farbe gemacht werden.

Wie kann das aussehen? ‚Agil‘ ist ja mehr ein Handlungsrahmen denn eine Methode. Es gibt viele Möglichkeiten agil zu arbeiten. Und auch, den Strukturen und der Einordnung des Betriebes dabei treu zu bleiben.

Erfundene Praxis – Beispiel 1: Die „Interessengemeinschaft Qualität

Immer wieder hat die Leitung sich bemüht, das Thema Qualität einem Bereich hierarchisch anzugliedern oder aber Projekte zu lancieren, die die Qualitätsaufgaben klar be- und festschreiben sollten.

Da sind zahlreiche Fach- und Führungskräfte und auch Stäbe, die in ihrem Führungsbereich Pflichten und Ziele haben, die Qualitätsaufgaben betreffen. Es ist ein Thema, das  durchaus allen schon auch irgendwie echt wichtig ist. Gleichzeitig ist es schwer zu fassen und wenn man den Faden ‚Qualität ‚ aufnimmt, führt er tief in die Prozesse und auch in die historisch gewachsenen Anliegen des Verwaltungsbetriebs.

„Schwer absehbar, was genau soll Qualitätsarbeit können, das ist verhängt mit diversen anderen Themenbereichen, es gibt gar unterschiedliche Interessen in den verschiedenen Verwaltungsebenen, ist gefühlt unplanbar, eventuell eine grosse Kiste, wohin überall führt das…“

Projektleitende zu finden war nahezu unmöglich. Die Verpuffungseffekte nach jedem neuen Weiterlesen „Agile Arbeitsformen im nicht-agilen Umfeld“

Transformation zum ohne Chef …

… Doch distribuierte, kompetenzbasierte Führung kann nur funktionieren, wenn Mitarbeiter zugleich hochgradig eigenverantwortlich agieren können, als auch einen ausgeprägten Wir-Sinn haben. In ersterem waren wir gut, an letzterem arbeiteten wir in zahlreichen Workshops und Teammeetings. Sukzessive entstand mehr Verständnis und Vertrauen; wir lernten uns als Menschen mit unseren sehr unterschiedlichen Bedürfnissen, Stärken und Schwächen besser kennen, ermutigten uns, Konflikte offener auszutragen.

Meine Rolle als Chefin [bei betterplace lab] besteht nicht mehr darin, Anweisungen zu geben, Entscheidungen zu fällen und Lob oder Tadel auszurichten. Stattdessen bin ich eher Moderatorin, achte darauf, dass die verschiedenen Perspektiven in einem Team nebeneinander existieren können.

Denn ich habe schon früh gelernt, dass andere Menschen im „betterplace lab“ das meiste besser können als ich. Dennis kann besser texten, Medje kann besser mit Zahlen umgehen, Ben kann besser philosophisch argumentieren. Es wäre absoluter Quatsch, wenn ich versuchen würde, für sie Entscheidungen zu fällen. Aber das versuchen die meisten Chefs. Auch weiß Kathleen besser als ich, ob sie im Cafe produktiver arbeitet als im Büro und Sebastian weiß, wie viele Mitarbeiter er braucht, um das Projekt, für das er brennt, zum Fliegen zu bringen.

Damit aber nicht jeder Projektmanager in seinem Silo versinkt, haben wir verschiedene „Überblickerrollen“. Jemand hat die Finanzen des Gesamtteams im Auge. Andere kümmern sich um den Teamspirit, und darum, dass neu gestartete Projekte zur Gesamtstrategie passen. Wir haben klare Entscheidungsprozesse und einen Konfliktfahrplan mit verschiedenen Eskalationsstufen entwickelt. …

Fundstelle auf Xing: Das New-Work-Experiment: Ohne Chef geht’s auch

 

Soziokratie in Gemeinschaft – Beispiel Lost Valley

Die wichtigste Frage ist: „Kannst Du damit leben?“

sociacracyEs zeigt sich zunehmend, dass weder in hierarchischen Befehlsstrukturen noch in basisdemokratischen Konsensverfahren ein wirklich guter Lösungsweg gefunden werden kann, dem alle Beteiligten folgen können. Es gibt aber etwas dazwischen, was sich Soziokratie nennt. Wichtige Rituale in agilen Organisationen.

Hier sprechen Menschen des Lost Valley darüber, die sich auf den Weg in die Soziokratie (Wikipedia) gemacht haben:

In dem Brandeins-Atikel Die ideale Welt lesen wir dazu: Weiterlesen „Soziokratie in Gemeinschaft – Beispiel Lost Valley“

Buurtzorg – Beispiel für die Neuerfindung von Organisation

Frederic Laloux zeigt in seinem erfrischenden Vortrag am Beispiel von Buurtzorg auf, wie die neue Organisationsform von Unternehmungen aussieht. Zu Beginn gibt er einen Abriss, wie Unternehmensorganisation gedacht waren. Es ging vom Wolfsrudel, über die Hierarchien der Armeen oder auch der Kirche, über die Idee des Zusammenwirkens von Maschinenbauteilen, über die Soft-Fakten des Informationszeitalters. Frederic sieht als die neue Form der Organisation die Vernetzung von autarken Zellen. In diesem Ökosystem wird in den Zellen neues ausprobiert. Was nicht funktioniert, wird verworfen. Was gut geht, geht dann wie ein Lauffeuer ganz von allein durch das Unternehmen.

Buurtzorg, zu Deutsch Nachbarschaftshilfe, versorgt Kranke ambulant. Und dies tun die Mitarbeiter eben nicht nach typischen Effizienzregeln à la McKinsey, sondern nach Effektivität: Was tut Patienten gut, so dass sie gesünder werden? Und da wird dann auch schon Mal ein Plausch beim Kaffee gehalten. Am Ende freuen sich sogar die Kassen, weil es den Patienten so viel besser geht. Weiterlesen „Buurtzorg – Beispiel für die Neuerfindung von Organisation“

Gemeinde Altena im Sauerland: ein agiles Beispiel für die Organisation der Flüchtlingsaufnahme

Altena
Altena im Märkischen Kreis (Bild: Wikipedia)

Wer sagt, es gäbe keine Beispiele für agile Verwaltungen in Deutschland? Die agilen Praktiker kennen vielleicht „bloß“ die zugehörige Theorie nicht, nach der sie ganz praktisch handeln. Und in der Presse haben positive Beispiele, wie man die Flüchtlingsaufnahme ganz unaufgeregt „schaffen“ kann, keine Konjunktur.

Eine Ausnahme macht ein Interview, das der Deutschlandfunk am 29. Februar in den „Informationen am Morgen“ kurz nach 8 Uhr ausstrahlte. Der Bürgermeister der kleinen Stadt Altena im Sauerland, Andreas Hollstein (CDU), wurde dort zu seinen Methoden interviewt, die aktuellen Herausforderungen anzunehmen. Weiterlesen „Gemeinde Altena im Sauerland: ein agiles Beispiel für die Organisation der Flüchtlingsaufnahme“

Ängelholm – die erste agile Kommune Schwedens

Die Versuche, die agile Arbeitskultur auch in die öffentliche Verwaltung zu tragen, stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Eine Motivation für uns, einen Blick in die Nachbarländer zu werfen, die teilweise schon weiter sind.

Ängelholm nennt sich „erste agile Kommune Schwedens“. Ängelholm ist eine Stadt von 23.000 Einwohnern und liegt am Öresund an der Westküste Schwedens, zwischen Malmö im Süden und Göteborg im Norden. Seit dem 1.1.2015 hat sich die Stadtverwaltung eine neue Organisationsstruktur und neue Leitlinien gegeben und sich in verschiedenen Bereichen auf agile Arbeitsmethoden umgestellt. Das Agilisierungsprojekt selbst bediente sich bereits agiler Methoden: in breitem Umfang wurden Vertreter von Stakeholdern einbezogen. Über 200 Mitarbeiter, Gewerkschafter, Führungskräfte und Politiker aus Ängelholm beteiligten sich aktiv an der Ausgestaltung der neuen Konzepte.

Begleitet wurde das Projekt von einem Stockholmer Beratungsunternehmen, dem Advisory Board. In einem Kurzbericht auf deren Website heißt es zu den Prinzipien agiler Verwaltungsarbeit: Weiterlesen „Ängelholm – die erste agile Kommune Schwedens“