Fremdausbeutung mit extrinsischer Motivation (Foto: Wikipedia)
In der modernen Arbeitswelt mit u.a. agilen Elementen, in der von der besonderen Haltung gesprochen wird, sich selbst weniger fremdbestimmt sondern mehr selbstbestimmt wahrzunehmen, in der nicht befohlen sondern geführt wird, in der Freiräume zur eigenen Entfaltung geschaffen werden, in der eigenverantwortliches Arbeiten Spaß macht, scheint es zu einem neuen Krankheitsbild zu kommen. In meiner Familie als auch im Bekanntenkreis habe ich inzwischen mehrere Fälle von Depression und Burn-Out miterleben müssen.
Prof. Byung-Chul Han führt in seinem Buch Müdigkeitsgesellschaft aus, dass diese Erkrankung eine Selbstausbeutung ist. Während noch bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts der Arbeiter über offenkundigen Gehorsamkeit angetrieben wurde und so deutlich erkenntlich war, dass er in der Fremdausbeutung war, wandelte sich das Bild nun zunehmend. Die alten Zügel wurden immer mehr gelockert. An ihre Stelle tritt nun eine andere, kaum wahrnehmbare strukturelle Gewalt, die des Können-dürfens, die am Ende auch nur wieder ins Müssen ausufert:
Anstatt sich vor einer wie auch immer gearteten äußeren Macht zu fürchten, kollabiere der Mensch des 21. Jahrhunderts an der Unendlichkeit seiner Möglichkeiten.
Weiterlesen „Selbstausbeutung: das neue Leiden des 21. Jahrhunderts?“