Wir wollen ein Buch schreiben und darin eine Vision für eine „Agile Verwaltung 2040“ erarbeiten. Wer macht mit?

Wir: das sind Christiane Büchter, Peter Bauer und Wolf Steinbrecher. „Agile Verwaltung 2040“ ist erst einmal nur ein Arbeitstitel, und die Diskussion darum hat schon begonnen („Ist 2040 nicht zu weit in die Zukunft verlegt? Wir wollen doch schon lange vorher Ergebnisse! Und ist „agil“ nicht schon zu abgenutzt?“ Und so weiter.)
Dafür suchen wir Interessierte, die sich daran beteiligen wollen. Und zwar Interessierte aus allen Bereichen: nicht nur Mitarbeiter:innen und Führungskräfte aus der Verwaltung, sondern auch und gerade „von außen“: von Bürger:innen und Unternehmen aus der Kundenperspektive, von Vertreter:innen aus der Zivilgesellschaft, von Lieferanten, von Forschenden, Berater:innen und Journalist:innen. Denn Visionen kann die Verwaltung nicht nur aus sich selbst heraus entwickeln, dazu ist sie als System viel zu sehr um die Selbsterhaltung herum aufgestellt. Sie benötigt Anstöße und Herausforderungen von außen – dann können wir vielleicht irgendwann sagen: „Und sie bewegt sich doch!“

Ein Werterahmen für das Buch

Am 12. Juli 2021 fand ein erster Workshop mit Interessent:innen statt, bei dem es um den Werterahmen des Buches ging. Unser anliegen: einen Verständigungsrahmen erarbeiten, Digitalisierung nicht nur umzusetzen, sondern aktiv zu gestalten. Hier das Ergebnis:

Wir halten 

01den Aufbau komplexer, durchaus widersprüchlicher Strukturen und Beziehungen zwischen den gesellschaftlichen Akteurenfür eher geeignet, gesellschaftliche Stabilität im Sinne einer Machtbalance zu befördern,als die Einhegung unterschiedlicher Interessen und Lebenslagen in feste Regelwerke. 
02die aktive Einbeziehung aller Einwohner:innen in all ihrer Diversitätfür wichtigerals das Streben nach formalisierter Integration.  
03gemeinsames, schrittweises Entwickeln von Lösungen, auch um den Preis möglicher Fehler,für wichtigerals den Anspruch auf Perfektion.
04die Bürger:innen für einen Teil von gemeinsam entwickelten nachhaltigen Lösungen und nicht nur für ein Objekt von Verwaltungshandeln.  
05eine Verwaltung, die Bürgerinnen und Bürger holistisch in das Zentrum rückt und proaktiv – auch aufsuchend – unterstützt  für humanerals das Bild der Bürger:innen als „Kund:innen“ in verschiedenen Lebenslagen.  
06die Beteiligung von Bürger:innen bei der Beratung und Bearbeitung ihrer Anträgefür genauso wichtig wiedie schnelle, weil hochstandardisierte und halbautomatisierte Erstellung von Bescheiden. 
07die Bereitstellung und Gestaltung einer modernen digitalen Verkehrs-Infrastruktur (Netze, Clouds, Suchmaschinen, Märkte)eher für eine Aufgabe des Staatesals deren Bereitstellung und Gestaltung durch Anbieter, die den Gesetzmäßigkeiten des Marktes unterworfen sind.    
08die Mitgestaltung und Aneignung von Veränderungen durch alle beschäftigefür wichtigerals die Aufrechterhaltung hierarchischer Strukturen.  
09aufgabenbezogene, teamorientierte Zusammenarbeitist motivierenderals das Arbeiten in Einzelzuständigkeiten
10das Grundverständnis für die Vereinbarkeit gegensätzlicher Sichten und Standpunktefür produktiverals eine Auffassung, dass von zwei Standpunkten sich immer nur einer (als der richtige/ wichtigste) durchsetzen soll.

Vision eines Buches über eine Vision von Verwaltung

Am 7. September 2021 dann unser zweiter Workshop . Dabei ging es noch einmal um die Buchvision. Hier das Resultat:

„Wir wollen eine Verwaltung schaffen, die sich nicht gegenüber der Gesellschaft abgrenzt und hinter Unzuständigkeiten verschanzt, sondern ihren Blick nach außen richtet und sich für alle Bedarfe der gesellschaftlichen und individuellen Lebensgestaltung öffnet.

Eine Verwaltung, die das Feld der Innovation nicht nur der Wirtschaft überlässt, sondern selbstbewusst und selbstverständlich Aufgaben anpackt und Projekte startet, die Horizonte erweitern, die langfristig und im Bewusstsein komplexer Wechselwirkungen angelegt sind und andere Akteure zum Mitmachen aktivieren. Eine solche Verwaltung schafft Plattformen, Experimentierräume und Brücken für Bürger*innen und Unternehmen, um mit ihnen in einen Dialog zu treten, der wirklichen Austausch ermöglicht und Resonanz erzeugt.

Diese Verwaltung der Zukunft fördert bei ihren Mitarbeitenden eine Haltung, Veränderung willkommen zu heißen, zu handeln statt zu zögern, neue Räume zu entdecken statt im Alten zu verharren und achtsam auf die Bedarfe der Kund*innen einzugehen statt sich für unzuständig zu erklären. Sie fördert einen Führungsstil, der Geschäftsgangverfügungen und Mitzeichnungswege durch Delegation von Entscheidungen an die Mitarbeitenden ablöst und für ihre Mitarbeitenden Hindernisse aus dem Weg räumt.

In einer solchen Verwaltung ist eine tastende, ausprobierende, experimentierfreudige Vorgehensweise bei komplexen Fragestellungen zu Regel geworden. Am Anfang steht nicht der perfekte Plan, sondern der Mut, aus Misserfolgen zu lernen und dann umzusteuern. Regelmäßige Reflexionen, Einholen von Feedback und systematische Wissensentwicklung sind auf allen Ebenen Teil der Routine geworden.

Die Verwaltung ist loyale Partnerin für eine zukunftsgewandte Politik in Beratung und Umsetzung. Umgekehrt bietet der gesetzgeberische Rahmen die Freiräume, die von der Verwaltung für ihre Kundenorientierung und die experimentierende Lösungssuche benötigt werden.

Mit unserem Buch wollen wir mit unterschiedlichen Perspektiven für diese Agile Verwaltung 2040 begeistern. Wir wollen facettenreiche und praxisorientierte Entwürfe bieten –  lesbar und anschaulich, nachdenklich und nicht apodiktisch, immer mit den Leser*innen auf Augenhöhe. Und wir wollen uns selbst entwickeln! Im Erstellungsprozess uns kennenlernen und unsere Erfahrungen und Ideen teilen, Resonanzräume schaffen, uns selbst ständig kritisch reflektieren und andere zum Feedback einladen. Nicht das Buch ist das Ziel, sondern sein schwingendes Echo in uns und in denen, die mit uns verbunden sind.

Einige Artikel rund um Buchthemen

Am 2. März 2021 fand ein Barcamp statt unter dem Titel „New Work in der Verwaltung 2023/2033“. Die Ergebnisse wurden in einer fiktiven Zeitung aus dem Jahr 2033 veröffentlicht:

Wir haben Dr. Markus Richter, CIO der Bundesregierung seit 2020, zu seinen Visionen der Digitalisierung interviewt: https://agile-verwaltung.org/2021/07/19/interview-mit-dr-markus-richter-cio-der-bundesregierung-zu-stand-und-vision-der-digitalisierung/

Wir haben uns mit dem Buch NEUSTAAT aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion beschäftigt, weil das auch Zukunftsperspektiven der Verwaltung aufzeigen will und – so wie wir es auch vorschlagen – kollektiv von vielen Autoren geschrieben wurde:

https://agile-verwaltung.org/2021/08/09/das-buch-neustaat-aus-der-cdu-csu-fraktion-eine-vision-des-agilen-weiter-so/

https://agile-verwaltung.org/2021/08/16/pflegeroboter-oder-nicht-ein-beispiel-fur-die-dimension-von-losungen/

Kontaktformular für Interessent:innen am Buch-Projekt

Wer sich beteiligen möchte oder uns erst einmal unverbindlich kennenlernen, der kann uns hier eine Nachricht schicken:

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