Wie „seriös“ ist Lego® Serious Play®?

… oder, wie kann man die Ergebnisse verbindlich und weiterbearbeitbar machen?

Mit Lego® spielen macht Spaß. Klar. Es dürfte sich kaum eine Person finden, die anders darüber denkt. Dass es auch Erwachsenen Spaß macht, ist sicher auch unstrittig. Wie aber wird aus Lego®-Spielen etwas, was Spaß macht und gleichzeitig seriöse Arbeit ist? Das ist ja das „Versprechen“ von Lego® Serious Play®.

Und das ist (oder war, wie wir im Folgenden sehen werden) auch meine größte Frage an die Methode. Nämlich, wie man das mit Lego® Serious Play® (kurz LSP®) Erarbeitete verbindlich machen kann. Wie man LSP®-Ergebnisse so aufbereitet, dass sie in einem Projekt oder nach einem Strategieworkshop weiterbearbeitet werden können? Wie man also den Sprung vom „Denken mit den Händen“ zu dokumentenbasierter Arbeit schafft. Denn in Verwaltungen sind bekanntlich Dokumente das wesentliche Medium.

Diese Frage hat letzten Dezember ein LSP®-Workshop in Hannover beantwortet. Michael Barsakidis (LSP®-Arena) – von ihm habe ich auch die so anschauliche Beschreibung „LSP® ist Denken mit den Händen“, hat uns (das ist die Lerngruppe, die am Workshop teilgenommen hat) in zwei Tagen alles zur Methode, zur Materialkunde gezeigt. Une neben vielen Tipps und Tricks eben auch die Antwort auf meine oben gestellte Frage beantwortet.

Zunächst: Die LSP®-Methode sieht folgenden grundsätzlichen Ablauf vor: Frage/Aufgabe – Modell bauen – Erläutern/Storytelling – Dokumentation

Grundsätzliche Vorgehensweise LSP

Wie die Skizze aus meiner Mitschrift zeigt, ist die Dokumentation zur Weiterverarbeitung der Ergebnisse Teil der Methode.

Wie das konkret gestaltet wird, haben wir anhand einer Übungsaufgabe erarbeitet, die im Folgenden im Wesentlichen anhand von Fotos zeigen möchte.

Vorweg eine Bemerkung zur Methode. Mit Lego® nachdenken braucht ein gewisses Maß an Abstraktion. Die Modelle, die entstehen, sind nicht automatisch selbsterklärend, sie brauchen Erläuterung oder Storytelling durch die Person, die es gebaut hat. Jede*r ist sozusagen „Experte/Expertin“ im eigenen Modell.    

Tiger im Urwald – 3 Abstraktionsgrade

Das Bild zeigt verschiedene Abstraktionsgrade. Dargestellt werden soll ein Tiger im Urwald. Im rechten Modell ist zwar der Tiger ohne Erläuterung erkennbar. Versteht man aber den grünen Stein darunter „Urwald“ und den blauen Stein als feucht-warme Luft? Eher nicht. Das Modell in der Mitte abstrahiert vom Tiger nur die Fellfärbung und im linken Modell ist die Abstraktion auf die Spitze getrieben. Die Abstraktion tut dem „Denken mit den Händen“ keinen Abbruch. Um das Gemeinte kommunizierbar zu machen, ist aber, wie gesagt, Erläuterung und Storytelling nötig.

Zurück zur Übungsaufgabe.

Wie sieht die ideale Verwaltung der Zukunft aus?

war das Thema, das wir in mehreren Schritten ausleuchten sollten.

Der Ablauf führt über 7 Schritte:

Die Skizze aus meinem Mitschrieb zeigt den Ablauf vom Einzelmodell zum priorisierten Systemmodell

Einzelmodell

Zunächst entwickelt und visualisiert jede*r in der Gruppe eine individuelle Vorstellung/Antwort. Danach stellen alle ihr Ergebnis vor – es kommen also alle zu Wort. Eine Vorgehensweise, die an die Liberating Structures erinnern lässt.

Einzelmodelle

Mit kleinen Kärtchen werden die wesentlichen Aspekte schriftlich festgehalten.

Gruppenmodell

Im nächsten Schritt wird aus den Einzelmodellen ein Gruppenmodell. Dazu lösen alle aus ihren Modellen die wesentlichen und beschrifteten Aspekte heraus. Es entstehen viele kleine Modelle, die zunächst nur zusammengestellt werden.

Gruppenmodell

Systemmodell

Nun können die gefundenen Einzelaspekte geclustert werden. Wenn noch Aspekte fehlen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sie im Modell zu ergänzen.

Systemmodell (clustern und ergänzen)

Fördernde und hemmende Faktoren herausstellen

Das geschieht anhand von grünen beziehungsweise roten Kärtchen.

Systemmodell (hemmende und fördernde Faktoren)

Voting

Je nach Thema könnte sich nun ein Voting anschießen. Das kann zum Beispiel in der Form geschehen, dass alle Personen einen grünen, einen orangenen und einen gelben Stein erhalten und entsprechend einer vorher festgelegten Bedeutung einen Stein (verdeckt) auswählen. Das entspricht in etwa den bekannten Klebepunkten, wenn mit Kärtchen an einer Pinnwand gearbeitet wird.

Verbindungen aufzeigen

Im LSP®-Steinset sind Verbinder in verschiedenen Formen und Farben enthalten, mit denen man Abhängigkeiten und Verbindungen zwischen Themen symbolisieren kann. Auch hier ist selbstverständlich, dass die abstrakten Verbindungen erläutert werden müssen.

Systemmodell mit Verbindungen und Beziehungen

Priorisierung

Sogar eine Priorisierung lässt sich mit LSP® abbilden. Dazu haben alle die im Bild sichtbaren länglichen roten Stangen-Bausteine erhalten (z.B. jede*r 3 Stück – auch hier wieder die Analogie zu den bekannten Klebepunkten). Die Stangenstücke können bei den einzelnen Aspekten angeordnet werden. Wollen mehrere Personen für den gleichen Aspekt voten, können die Stangenstücke gestapelt werden (das sind im Bild die roten Säulen mit verschiedenen Höhen).

Systemmodell mit Priorisierung

Dokumentation

Dass man von den einzelnen Arbeitsschritten, vor allem natürlich vom Endergebnis zur Dokumentation Fotos von den Modellen macht, versteht sich von alleine. Im Workshop haben wir eine interessante weitere Methode angewandt. Nämlich einen Filmclip, bei dem jede*r mit einem kurzen Statement zu Wort kommt. Den Clip haben wir zunächst einmal geprobt. Schon beim zweiten Durchlauflauf war dann alles in Ordnung.

Fazit

Ich denke es klang durch, dass ich anfänglich neugierig, auch ein wenig skeptisch, war, ob die Methode Mittel bereithält, mit denen man die spielerisch erarbeiteten Ergebnisse verbindlich machen kann, ob Lego® Serious Play® wirklich „seriös“ ist; eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz in Verwaltungen, wie ich denke. Die Antwort ist, nach dem gesagten kaum überraschend: Ja! Und zwar ohne Einschränkungen. Wie bei allen Methoden ist es aber wichtig, zunächst die Aufgabe in den Blick zu nehmen und herauszufinden, welche Methode zielführend ist. Wenn es sich beispielsweise um eine komplexe Aufgabe oder Fragestellung handelt, die ergebnisoffen angegangen und breit diskutiert werden soll, bei der es vielleicht auch wichtig ist, alle zu Wort kommen zu lassen, kann LSP® definitiv die Methode der Wahl sein.

LSP®-Workshop zu Sonderkonditionen

Für alle, die mehr über die Methode erfahren wollen, wird es auch dieses Jahr einen Workshop zu Sonderkonditionen für öffentliche Verwaltungen geben (noch einmal günstiger wird es für Mitglieder des Forums Agile Verwaltung). Der Workshop wird von Michael Barsakidis (LSP®-Arena) veranstaltet und findet am 11. und 12. Juni 2025 in Tübingen statt. Nähere Infos gibt es in Kürze auf der Webseite unserer Kompetenzmanufaktur Agile Verwaltung (KMAV).

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