New Work und Agilität – verständlich erklärt – Glossar von A bis Z – Teil 4: Rollen im Scrum

Ein Beitrag gemeinsam mit Jan Fischbach.

Wenn Du Dich mit Agilität beschäftigt hast, bist Du sicherlich schon auf Scrum gestoßen – eine Möglichkeit, ein Projekt auf agile Weise durchzuführen. Scrum ist ein Konzept für agiles Projektmanagement mit inzwischen sehr populären Instrumenten, um agil zu arbeiten. Diese sind jeweils auch anderweitig anwendbar. Im Zusammenspiel der einzelnen Instrumente entfalten sie die volle Wirkung, ein kunden- und prozessorientiert gesteuertes (Projekt-)Vorhaben, ein Ergebnis fertig zu stellen. Bevor in einem nächsten Beitrag einzelne Instrumente von Scrum erläutert werden, schauen wir uns heute unter anderem die drei Verantwortlichkeiten bei Scrum an. Alle bisherigen Teile des Glossars findest Du hier auf der Website und sie sind am Ende des Beitrags verlinkt.

Foto von Olga Guryanova auf Unsplash

Scrum ist ein Begriff aus dem Rugby („Gedränge“). Hier wird während des “Scrums” der Ball von Spieler zu Spieler gereicht, um den Ball für das eigene Team zu sichern. Es geht um Zusammenarbeit im Team und kleine, iterative Fortschritte zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Die iterativ-inkrementelle Vorgehensweise nutzt kurze Lernschleifen (empirisches Arbeiten). Scrum setzt auf definierte Rollen, Artefakte (Planungs- und Arbeitsergebnisse) und Ereignisse. Das ist die Grundidee: Was machen wir, wenn wir unsere Ziele nicht erreichen, und nicht mehr Menschen, Zeit und Geld bekommen? Die beste Möglichkeit ist dann, die eigenen Prozesse zu hinterfragen und nach Dingen zu suchen, die wir einsparen können. Dafür bietet Scrum einen Rahmen. 

In einem Scrum Team gibt es eine:n Product Owner:in, die Umsetzer:innen oder Entwickler:innen sowie eine:n Scrum Master:in. Ein Scrum Team umfasst nicht mehr als 10 Personen. Es gibt sich einen Takt oder Rhythmus, dessen Dauer sich an der Dringlichkeit der Ergebnisse orientiert. In jedem sog. Sprint, der nicht länger als einen Monat dauert, werden erst Ergebnisse erzeugt und dann gemeinsam begutachtet, um über die nächsten Schritte zu entscheiden. Scrum bietet durch seine Rollen und die zeitliche Struktur einen Rahmen, um sowohl das Produkt als auch den eigenen Lieferprozess immer weiter zu verbessern.

Das Fundament von Scrum sind iteratives, empirisches Arbeiten und die Werte. Sie sind im agilen Manifest und in den zwölf agilen Prinzipien formuliert. Dafür existiert der Scrum-Guide, die Spielregeln, die auch ins Deutsche übersetzt im Internet zu finden sind (https://scrumguides.org/docs/scrumguide/v2020/2020-Scrum-Guide-German.pdf, abgerufen am 12.01.2025).

Der Product Owner oder die Product Ownerin füllt eine der drei Rollen in Scrum aus. Er oder sie ist für das Endergebnis mit einem hohen Nutzen verantwortlich. Diese Rolle entsprang der Idee eines Chefkonstrukteurs eines Flugzeugs. Sie überblickt die Entwicklung von der Idee bis zum Betrieb. Sie koordiniert alle Beteiligten für ein gutes Gesamtergebnis. Product Owner sind erfahren und gute Kommunikatoren. Das wichtigste Arbeitsmittel der Product Owner:innen ist das sogenannte Product Backlog mit dem Produktziel. Dort werden alle Teilergebnisse, die später das Produkt ausmachen, festgehalten und geordnet. Die obersten Ideen werden jeweils in einen Sprint gegeben und umgesetzt, um Feedback zu bekommen. Zu Beginn eines jeden Sprints stellt sich der Product Owner die Frage: Auf welche Fragen wollen wir zum Ende des Sprints gute Antworten, um weiter guten Gewissens das Geld unserer Stakeholder auszugeben? 

Die Entwickler:innen sind die Handwerker:innen oder Umsetzer:innen. Sie haben idealerweise alle Kompetenzen, um ohne große Abhängigkeiten von anderen, Ergebnisse zu liefern. Wenn Kompetenzen fehlen, planen sie Zeit zum Aufbau und Austausch von Wissen ein. 

Der Scrum Master oder die Scrum Masterin ist vergleichbar mit einer Teamleitung, die die Verantwortung für die Lieferfähigkeit des Scrum Teams hat. Diese Rolle startet jeden Tag ein wissenschaftliches Experiment, um herauszufinden, wie man die Produktivität des Scrum Teams und der Organisation beeinflussen kann. Scrum Master:innen versuchen durch neue Gewohnheiten und (unangenehme) Fragen, Entwickler:innen und Product Owner:in dazu zu bewegen, Dinge zu verbessern. Sie machen auf Hindernisse aufmerksam und helfen beim Beseitigen. Sie beraten beim Einsatz von Scrum und agilen Praktiken. Sie verhandeln mit der übrigen Organisation über bessere Strukturen, damit das Scrum Team sich fokussieren und Ergebnisse liefern kann. Wenn ein neues Team mit Scrum anfängt, zeigen die Scrum Master:innen den Beteiligten auch, wie man die Ereignisse zum Planen, Synchronisieren, Begutachten und Verbessern gut moderiert.

Unser Fazit: Das Scrum-Set an Rollen, Artefakten und Ereignissen klingt erst einmal ungewöhnlich. Die Ideen hinter Scrum sind zum Teil über 150 Jahre alt. Immer, wenn Menschen unter großen Zeitdruck und Geldmangel Ergebnisse liefern wollten, haben sie ähnliche Ideen (unter anderen Namen) angewendet. Agiles Arbeiten bzw. Scrum einzusetzen klingt heute erst mal cool. Das entscheidende ist: damit kann Lieferfähigkeit hergestellt werden – es kommen Ergebnisse auf die Straße, was es in der Verwaltung häufig dringend braucht. Dazu hat Jan hier einen Beitrag geschrieben: https://agile-verwaltung.org/2024/04/11/agiles-arbeiten-bedeutet-lieferfahigkeit-herstellen/. Es lohnt sich also, mit Scrum zu experimentieren, wenn man mit den bisherigen Ergebnissen nicht zufrieden ist. (Das Anpassen und Abweichen von Scrum ist natürlich erlaubt. Nur sollte man es dann nicht mehr Scrum nennen.) Zu den Instrumenten kommen wir in Kürze im nächsten Beitrag in Teil 5. 

Die bisherigen Teile des Glossars findest Du hier:

Teil 1: https://agile-verwaltung.org/2024/09/05/new-work-und-agilitat-einfach-erklart-glossar-von-a-bis-z-teil-1/

Teil 2: https://agile-verwaltung.org/2024/10/10/new-work-und-agilitat-einfach-erklart-glossar-von-a-bis-z-teil-2/

Teil 3: https://agile-verwaltung.org/2024/11/07/new-work-und-agilitat-einfach-erklart/

Der Beitrag wurde am 12.1.2025 überarbeitet.

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2 Kommentare

  1. Zur Darstellung der ScM-Rolle sei gesagt, dass in drei Richtungen wirkt:

    • Richtung PO, bei der Priorisierungsarbeit am Product Backlog,
    • Richtung Team, zur Unterstützung der Selbstorganisation, und vor allem auch drittens
    • Richtung der Organisation, die sich, nun da ein Team anders arbeitet, auch verändern muss.

    Steht im verlinken Scrum-Guide unter der Überschrift »Der Dienst des Scrum Masters an der Organisation« und wird oft unter den Tisch fallen gelassen.

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