Sechs Thesen für neue Führung im Zeitalter der Digitalisierung …
Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Wirtschaft dem Menschen und dem Leben dient und dass der Mensch Zweck ist und nicht bloß Mittel.
Marcus Raitner
Ich habe einen Traum, dass wir die Menschen so behandeln, als wären sie, was sie sein sollten und sie so dahin bringen, wohin sie zu bringen sind.
Ich habe einen Traum, dass wir den kläglich gescheiterten Versuch, Menschen mit Anreizen zu Leistung zu motivieren zu den anderen seelenlosen Akten legen und stattdessen Strukturen bauen, die Menschen nicht derart demotivieren, dass sie diese Anreize brauchen, um Leistung zu zeigen.
Ich habe einen Traum, dass der Mensch nicht länger als Ressource betrachtet wird, sondern dass die Entfaltung des individuellen Potenzials als entscheidender Wettbewerbsfaktor im Zeitalter der Digitalisierung gesehen wird.
Ich habe diesen Traum jeden Tag. (Quelle)
Dass Agilität zu allererst etwas mit Haltung zu tun hat, haben wir hier auf dem Blog immer wieder lesen können. Haltung ist auch ein zentrales Thema, das Marcus Raitner in seinem kleinen Büchlein Manifest für menschliche Führung auf 51 Seiten bespricht. Marcus, promovierter Informatiker, stellt sich selbst als Agile Coach, Agile Transformation Agent, Hofnarr und Organisationsrebell dar, der seit 2015 die BMW Group IT auf ihrer Reise zu einer agilen Organisation begleitet. Sein Blog Führung erfahren – Human(e) Leadership for the Digital Age – ist mir schon lange ein Quell inspierender Denkanstöße.
Wer sich an den Artikel Was ist Agilität? – Eine Einführung in das Agile Manifest von Thomas Michl erinnert, den werden die folgenden sechs Thesen, die in einem Workshop bei BMW Anfang 2018 formuliert wurden, bekannt vorkommen:

Bevor Marcus tiefer auf die einzelnen Thesen eingeht, bereitet er ihren Boden, indem er auf die Herausforderungen der Digitalisierung mit der exponentiellen Steigerung der Technik eingeht, darstellt, dass dabei die Gesellschaft zunehmend ein Kooperieren statt Konkurrieren voranbringt, und gerade die Wissensarbeiter als Experten auf Augenhöhen aufzeigen, wie ein respektvolles Miteinander zum Gelingen beiträgt.
Für mich neu ist die Schilderung von auf Legeleistung gezüchtete Hennen, die sich aufgrund ihre gesteigerten Leistung auch gleich selbst ihren Konkurrenten zu entledigen wussten. Am Ende war die Herde dieser überzüchteten Hennen weniger produktiv als die üblichen Herden.
Die Rolle des Managers
Während zu Beginn der Industrialisierung mit Fließbandarbeit der best ausgebildete Manager für kaum gebildete Arbeiter als allein Wissender die Befehle ausgab, denen widerstandslos zu folgen waren, geht es in der heutigen digitalisierten Welt voller Experten darum, ihnen als Coach und Wegbereiter zur Seite zu stehen.
Marcus bringt eine Menge wunderbarer Zitate von aktuellen Wegbereitern der neuen Zusammenarbeit, um die Thesen zu untermauern. Besonders gefallen hat mir dieses:
Leadership is not a rank or position, it is a choice – a choice to look after the person to the left of us and the person to the right of us
Simon Sinek (Wikipedia)
Packen wir es an
Fear is the path to the dard side… fear leads to anger… anger leads to hate… hate leads to suffering.
Meister Yoda zu seinem Schüler Luke im Film Starwars (beim Stöbern was zum Schmunzeln zum Filmausschnitt auf youtube gefunden)
Marcus geht zum Abschluss darauf ein, wie wichtig es ist, Sicherheit im Umgang miteinander zu fördern, denn Angst, wie sie in typischen hierarchischen System der Unter- und Überordnung gelebt wird, führt am Ende zu einem Gegeneinander statt Miteinander zum Wohle der Organisation. Also raus mit der Angst. Und hin zum Mut, Neues zu wagen. Mit gutem Beispiel voran gehen, damit Andere folgen können. Abschließend zitieren möcht ich ihn mit diesen wichtigen Worten, denn einfach nur neue Vokabeln für Institutionen der Organsation zu verwenden ohne wirklich das Wie des Miteinanders zu ändern, wir keine Besserung bringen:

Agilität ist kein Kraftfutter, mit dem die Mitarbeiter ihre Arbeit schneller und flexibler erledigen, ansonsten aber alles beim Alten bleibt. Es geht im Gegenteil darum, die Organisation ganzheitlich zu betrachten und den Wertstrom zu optimieren. Und dabei fächer sich Führung auf in Selbstorganisation, inhaltliche Führung im Sinne des Manifests für menschliche Führung.
Ich kann dieses kleine Büchlein jedem empfehlen, bringt es doch schnell auf den Punkt, was das neue Zeitalter der Arbeit für uns bereithält.
Und was wenn …
Und immer wieder kreisen dabei meine Gedanken darum, wie es denn wohl aussehen wird, wenn immer mehr Menschen dieses Miteinander genießen und etwas voran bringen, ob das dann auch das Potential hat, in die Politik einzufließen. Ich bin es mittlerweile dermaßen Leid, einen Bundestag des Gegeneinaders ertragen zu müssen, statt eines kooperierenden Diskurses zum Wohle der Gemeinschaft sehen zu dürfen. Wir sollten auch hier den Mut haben, den nächsten Quantensprung der politischen Organisation anzugehen 🙂
Wem dieses Manifest des miteinander Wirkens gefällt und dieses für sich übernehmen kann, der ist auch gerne als Unterzeichner auf dieser Seite willkommen: Manifest für menschliche Führung
Vielen Dank für diese tolle Rezension! Ich fühle mich geehrt.
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Danke für die Rezension! Hat mich sehr neugierig gemacht
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