Werte und Haltungen arbeiten lassen

Nutzbare Werte – 7 Haltungen neu mal an die Arbeit schicken

Werte.
Fast jede Organisation hat sie – sauber gelistet auf der Webseite, gerahmt, vielleicht sogar kalligraphiert oder laminiert.

Mal ehrlich:
Wie viele davon leben wirklich?
Oft hängen sie an der Wand. Oder liegen in der Schublade.
Brav, aber wirkungslos.
Hübsch, aber unbenutzt.
Dabei könnten sie richtig was leisten.

Werte sind Werkzeuge.
Sie nützen nur, wenn wir sie in die Hand nehmen.

Dann werden sie zu Handlungsprinzipien.
Sie bezwecken, in der täglichen Komplexität nicht den Überblick und die Moral zu verlieren.
Sie helfen, sich im Gewirr aus Terminen, Projekten und Erwartungen nicht zu verlieren.
Sie geben Teams Halt[ung], ohne sie festzuhalten.

Robust genug für den Alltag.
Fein genug für Verhalten.

Am meisten Umsetzungskraft entwickeln „Eigenmarken
– Wertewerkzeuge, die eine Person, ein Team, eine Organisation oder ein Projekt selbst für sich formuliert.
Die alle kennen, im besten Falle teilen.
In jedem Fall spannend, wenn jede und jeder sich immer wieder dazu sichtbar in Beziehung setzten
– zu jenem Wert agiere ich ab jetzt so…. zu diesem trage ich oft damit bei … .

Auch andernorts erprobte, auf Erfahrung beruhende, anderswo formulierte Werte können Hebelwirkung entfalten.
Zum Beispiel die nachstehenden – mit Gebrauchsanleitung gleich darunter:

Einfachheit – der heimliche Luxus

Einfachheit ist keine Sparmassnahme, sondern Meisterschaft.
Das schönste Werkstück ist das, bei dem man die Mühe nicht mehr sieht.
Sie hat Klasse, weil sie Klarheit liebt.

Einfachheit erleichtert so den Weg zum mutigen Handeln.
Weil sie einfach ist.
[Kurzer Regieeinwurf:
Diesen Satz kann man so oder so betonen
auf dem 3. oder auch dem 4. Wort]

Sie sucht die Lösung, die funktioniert – nicht die, die alle Eventualitäten absichert.
Einfachheit sucht nicht die perfekte, sondern die brauchbare, verhätnismässige Lösung.
Sie hilft, das Überflüssige wegzulegen und das Nötige sichtbar zu machen.

Weglassen birgt ein gewisses Risiko. Das braucht Mut.


Mut – zaghaft entsteht nichts

Mut ist nicht laut.
Er ist das bewusste „Trotzdem“ nach einem Rückschlag.
Oder halt das „Ganz anders“, wo Mehr-vom-Gleichen schon lang nicht mehr kann, was es soll.
Mut macht Lösungen auf, wo andere die Arme verschränken.

Es wird sowieso etwas schiefgehen – irgendwann, irgendwie.
Es geht immer etwas schief.
Ganz gleich wieviel Energie ich in die Vermeidung von Schwierigkeiten oder Fehlern investiere. Die kommen.
Garantiert. Immer.

Dann doch lieber in Tun investieren mehr als in angstbesetztes Planabwickeln.
Lieber mutig und kreativ agieren
als korrekt, aber wirkungslos im banalen, aber sicheren zu bleiben.

Mut räumt auf in der Werkstatt.

Das braucht ein Umfeld, das das mitträgt.
Mut geht einfacher mit Respekt.
Wer sich respektiert fühlt, traut sich, Neues zu denken, etwas zu riskieren,
neue Wege zu denken, einen original-originellen Vorschlag zu machen,
auch wenn die Schraube beim ersten Versuch noch nicht gepasst hat.
Mut braucht Respekt. Mut macht auch Respekt.
Wer mutig agiert, bekommt Respekt.


Respekt – eine aktive Handlung.

Respekt hat nichts mit Nettigkeit zu tun.
Er ist kein Händedruck und kein Schulterklopfen.
Er ist bewusste, tägliche Arbeit. Ärmel-hochkrempeln-Arbeit.
Anerkennen bedarf erkennen bedarf kennen …wollen.

Im Team bedeutet Respekt:
Wir sind unterschiedlich, manchmal sogar anstrengend,
aber UND wir tragen gemeinsam Verantwortung.
Wir können Unterschiedliches und gerade das bringt uns im gemeinsamen Werk weiter.
Wir sind gemeinsam zuständig für die Qualität unserer Arbeit.
Das müssen wir uns tagtäglich erarbeiten. Gemeinsam.

Respekt ist der sichere Boden, auf dem Zusammenarbeit wächst. 
Respekt erleichtert, so vorhanden, die nötige Offenheit.


Transparenz und Offenheit – das Licht in der Werkstatt

Offenheit zeigt, was wirklich da ist.
Das, was geleistet wird. Wo Stolz hinsollte.
Und auch die krummen Kanten, die unscharfen Übergänge,
die Schrauben, die nicht ganz passen.
Ohne Licht kann man nicht justieren, wir tasten im Halbdunkel, bis etwas schief sitzt.

Transparenz macht gemeinsame Möglichkeiten und Wege sichtbar.
Sie hilft, die gemeinsame Richtung zu halten. Immer wieder.
Sie erlaubt, früh zu erkennen, wo sich Pläne überkreuzen oder Materialien nicht zusammenpassen.
Das spart Nerven, Energie – und teure Nacharbeiten.

Offenheit und Transparenz stärken die Kollaboration:
Wer sichtbar arbeitet, ermöglicht anderen, mitzudenken, mitzugestalten und Verantwortung zu teilen.

Manchmal ist Offenheit unbequem:
Sie zeigt Fehler, Unsicherheiten, halbfertige Ideen, Uneinverständnisse.
Genau das macht sie wertvoll –
denn die „Faust im Sack“
(sagt man das in Deutschland auch so? Es bedeutet, wütend die Hand in der Hosentasche zu ballen, aber nach aussen sich nichts anmerken zu lassen…)
mag leiser sein und weniger dramatisch, findet aber keine Lösungen.

Offenheit führt im besten Fall zu mehr Commitment –
weil nur mit offenem und informierten Blick auf das Ganze auch das gemeinsame Produkt gelingt.


Commitment – das Frischprodukt unter den Werten

Commitment ist kein Werkstück, das wir einmal fertigen und dann ablegen.
Es ist eher wie Schmieröl:
Es verliert Wirkung, wenn man es nicht nachträgt.

Commitment muss immer wieder neu gemacht werden –
durch Tun, durch Absprachen, durch gemeinsames Nachjustieren.

Es ist wie der Kaffee in der Büroküche:
Wenn man den nicht immer wieder nachfüllt, geht das ganze System in die Knie.

Commitment wiederum gibt Kontakt Gewicht.
Kontakt gebärt Commitment – und umgekehrt.


Kontakt – das tägliche Betriebssystem

Kontakt ist das unterschätzteste Werkzeug von Teams.
Ohne ihn läuft nichts rund. Auch wenn das nicht als KPI oder anderswie messbar ist.

Über Kontakt und Interaktion entstehen Vertrauen, Reibung, Austausch
– die ganze Mechanik, die Zusammenarbeit lebendig hält.

Kontakt heisst nicht zwingend physisch.
Kontakt heisst oft, viel, natürlich und sebstverständlich im Austausch sein.
Nicht Meetings. Inter-aktiv sein.
Zusammen arbeiten. Ko-Kreation. Gemeinsames er-schaffen.

Er gibt Boden für gemeinsamen Fokus
– die Kunst, das derzeit Wichtige zu tun, statt alle alles Mögliche gleichzeitig halb.


Fokus – die ruhige Hand im Gewimmel

Fokus ist die stille Revolution gegen Dauerbeschallung und Grundrauschen.
Er ist das Gegenteil von Hektik und der beste Freund von Qualität.

Fokus erlaubt, Dinge zu Ende zu bringen,
statt alles gleichzeitig anzufangen und nirgendwo anzukommen
– und das ist in Teams manchmal die radikalste Form von Innovation.
Verzetteln führt halt leider nur immer wieder nur zu Altbekanntem.

Fokus schafft Raum zum Denken, zum Umsetzen, zum Tun.
Und hilft auf dem Weg zu Einfachheit…
(siehe oben).

Der Kreisel, der sich selbst antreibt

Einfachheit macht Mut leichter
Mut bringt Respekt ein
Respekt ermöglicht Transparenz
Offenheit trägt bei zu mehr Commitment
Commitment gibt Kontakt viel Wichtigkeit
Kontakt stärkt den gemeinsamen Fokus
Fokus erreicht Einfachheit.

Und auch andersherum:

Einfachheit fördert Fokus
– gemeinsamer Fokus setzt Teams in Kontakt
Kontakt gibt gemeinsamen Boden für Commitment
Commitment hilft bei Transparenz, weil die Ziele die gleichen sind
Transparenz zeigt Inhalte für begründeten Respekt
Respekt macht Mut einfacher
Mut lässt zu, auf das Einfache zu beschränken
und weniger Absicherung einbauen zu müssen.

Das System funktioniert zuverlässig in beide Richtungen.
Manchmal hilft es, als Team an einem etablierten Wert einzusteigen, den das Team schon versiert nutzt.
Sich davon ausgehend weiter durch den Kreislauf zu hangeln und sich wertig weiterzuentwickeln.

Werte sind – so eingesetzt – nicht predigtgleich, sondern praktisch nutzens-wert:

  • Werkzeuge, die Bewegung ermöglichen,
  • Steuerungsprinzipien, die Orientierung geben,
  • Verbindungsbalken, die Zusammenarbeit tragen
  • flexible Bauteile, mit denen man Komplexität nicht nur bewältigt,
    sondern gestaltet.
Werte sind wie gutes Werkzeug
– sie gehören in die haltende Hand, nicht in die Halterung.
Wir müssen sie (be-)nutzen, sonst rosten sie fest.

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