Vor Kurzem hatte ich die Ehre, einem tollen Vortrag aus Estland zu lauschen. Hier ging es insbesondere um die Erfahrungen mit der Digitalisierung. Mittlerweile sind dort 99% der Verwaltungsdienstleistungen im digitalen Angebot. Es hat im Jahr 2005 begonnen. Toll insbesondere deshalb, weil die Ressourcen nicht im Übermaß vorhanden waren. Viele Jahre später steht nun auf einer Folie „digitales Leadership – entschiedenes Leadership bringt die Erleuchtung – Technologie oder Geld sind nicht die Lösung“. Wie jetzt, alles digital und dann ist Technologie und Geld nicht die Lösung? Ja, genau.
Ich liebe Technologie. Auch wenn ich nicht jeden Trend mitmache, so liebe ich doch die digitalen Möglichkeiten, die es heute gibt. Vor einigen Jahren habe ich mich gefragt, wozu ich ein Tablet brauche, wenn ich ein Notebook habe. Und heute kann ich es mir nicht mehr wegdenken. Es macht Sinn, es zu benutzen. Jedoch erst seit dem es so viel kann und meinen eigentlichen Bedarf unterstützt.
Technologie kann mir nicht immer weiterhelfen
Doch die beste Technologie kann mir oft nicht weiterhelfen, wenn es komplex wird. Komplexität entsteht immer dann, wenn wir Menschen interagieren. Kommunikation ist nicht umsonst die Königsdisziplin. Funktioniert sie gut, dann läuft’s. Ist sie schlecht, dann läuft‘s eben nicht.
Wer kennt sie nicht, die schönen Missverständnisse, weil sie sich nicht ausreichend abgestimmt haben. Ich erinnere mich an folgende Situation: Meine Frau und ich haben uns abgestimmt, unser Kind von der Bibliothek abzuholen. Alles klar. Doch wer war nicht da? Unser Kind. Es ist nicht wirklich prickelnd, wenn dein Teenager nicht da und mobil nicht erreichbar ist. Tja das Missverständnis lag daran, dass es eine Bibliothek mit zwei Standorten gibt. Und diesmal war es nun genau der andere Standort. Unser Kind hatte es mir gesagt, aber nicht meiner Frau. Und ich hatte es leider vergessen. Tja, das war ungünstig. Da stand die Frage im Raum, wie gehen wir damit um und was haben wir daraus gelernt? Ähnliche Situationen gibt es im Job im Überfluss. Du denkst, alles ist klar, doch eigentlich ist nichts klar.
Dein Chef kommt zu dir und sagt: mach das mal bis nächste Woche und am besten agil. Du weißt nicht wirklich, was rauskommen soll. Dein Chef weiß es wohl auch nicht. Tja, entweder du landest einen Glückstreffer oder du liegst vollkommen daneben. Dazwischen liegt irgendwo die Wahrheit. Jetzt kommt es noch darauf an, wie die Kommunikation abläuft. Auf Augenhöhe oder von oben herab. Das ist der kleine, jedoch entscheidende Unterschied. Ist die Augenhöhe nicht vorhanden, dann ist Unzufriedenheit, Demotivation und vielleicht Missstimmung das Ergebnis. Das ist keine gute Basis für eine künftige, kreative und erfolgreiche Zusammenarbeit. Ich glaube, das ist dir jetzt nicht neu.
Es wird heute immer wichtiger, gut zusammenzuarbeiten.
Es wird heute immer wichtiger, gut zusammenzuarbeiten. Insbesondere weil sich die Welt gefühlt immer schneller dreht. Naja, eigentlich dreht sich die Welt nicht schneller als eh und je. Wir werden nur immer mehr mit Informationen überflutet und kommen nicht mehr hinterher, alles zu verarbeiten, was für uns wichtig ist. Schon allein rauszufinden, was das ist, „das Wichtige“, ist schon eine Herausforderung. Relevanz ist der Schlüssel. Doch wann ist etwas relevant? Dem hat der Kommunikationstrainer René Borbonus gleich ein komplettes und sehr lesenswertes Buch gewidmet.
Dann spielt die VUCA-Welt eine weitere Rolle. Es kommen immer mehr Entwicklungen in kürzerer Zeit. Alle sollen sich darauf einstellen, am besten sofort. Doch das was heute passiert, setzt voraus, dass ich mich mit dem auseinandersetzen kann. Grundsätzlich kann ich ja selbst entscheiden, ob ich mich mit den Neuerungen auseinandersetzen möchte oder nicht. Doch im Kontext eines Unternehmens macht es mehr als Sinn, sich einzubringen und sich mit den Neuerungen auseinanderzusetzen. Doch genau hier liegt oft der Hund begraben. Es ziehen nicht alle am gleichen Strang. Müssen sie auch nicht. Doch die Art und Weise ist entscheidend, wie am gleichen Strang oder an unterschiedlichen Strängen gezogen wird. Ist es hierarchiegetrieben oder werteorientiert? Das macht den Unterschied aus. In einem förderlichen Arbeitsumfeld lässt sich viel erreichen, auch an unterschiedlichen Strängen.
Zusammenarbeit neu denken
Ich werden in der letzten Zeit oft gefragt, wie ich Menschen für eine Zusammenarbeit, für ein Projekt oder einem freiwilligen Engagement gewinnen kann. Meine Antwort lautet: Mach die Zusammenarbeit so toll, dass ein tiefes Gefühl der Verbundenheit entsteht. Wie du es erreichst, hängt ganz von Dir und den interagierenden Menschen ab. Was sind deine Werte? Was sind eure gemeinsamen Werte? Wie viel bist du bereit zu geben? Was erwartest du von der Kommunikation und was tust du selbst dafür? Wann entsteht bei dir Vertrauen?
Stell dir vor, du hast zwei lange Workshoptage hinter dir. Du gehst voller Ideen am Abend nach Hause, kannst es kaum erwarten, am nächsten Morgen früh aufzustehen und ans Tagwerk zu gehen. Unmöglich? Nein. Das ‚Wie‘ war und ist entscheidend, dass du einfach Bock auf den kommenden (Arbeits-)Tag hast.
Zusammenarbeit als Betriebssystem
Voraussetzung dafür ist, Zusammenarbeit neu zu denken. Wenn es nun darum geht die Zusammenarbeit weiterzuentwickeln, dann betrachte es einfach als ein neues Betriebssystem für dein Umfeld und dich. Dieses Betriebssystem besteht aus vielen Bausteinen und kann je nach Bedarf ergänzt oder angepasst werden.
Dabei sollten folgende Bausteine selbstverständlich sein:
Vertrauen ist die Grundlage für gute Beziehungen. Gute Beziehungen sind die Grundlage für gute Zusammenarbeit. Gute Zusammenarbeit fördert die Motivation. Motivation bringt dich weiter. Weitere wichtige Bausteine sind Geduld, Begeisterung, Mut und der Wille es anzugehen. Eine gute Kommunikation ist der Programmcode, der das neue Betriebssystem zum Laufen bringt. Wenn es läuft, dann läuft’s.
Ein gutes Betriebssystem kann mit Missverständnissen und Fehlern gut umgehen und nutzt dies als Chance, besser zu werden. Es fördert die Diversität und sieht es als einen großen Vorteil für ein positives Miteinander. In einem guten Betriebssystem findet jeder Mensch seinen Platz und kann sich mit den individuellen Erfahrungen und Kompetenzen einbringen. Es fördert die Übernahme von Verantwortung auf allen Ebenen und unterstütz bei der Entwicklung der fachlichen Exzellenz.
Doch anders als bei einem Betriebssystem für einen Computer sind die Updates nicht planbar, sondern je nach Bedarf vorzunehmen. Es gibt keinen Support oder irgend Jemanden, der das nächste Update einspielt. Es gibt vielmehr Unterstützer und Begleiter. Jede einzelne Person erfüllt das Betriebssystem mit Leben und trägt für seine fortwährende Entwicklung bei. Es liegt in der Verantwortung der interagierenden Personen. Frage dich nicht, was das Betriebssystem für dich tun kann, sondern frage dich, was du für das Betriebssystem tun kannst. Hier ist dein ganz persönliches Mindset gefragt.
Natürlich gibt es nicht das eine Betriebssystem. Es gibt viele mit unterschiedlichen Ausprägungen. Ob im Job, im Privatleben, im Verein oder wo auch immer Menschen interagieren. Sie tun es auf der Basis eines menschlichen Betriebssystems. Entscheide selbst, wie du dich einbringst und was du daraus machst.
Fazit
Ja, Technologie ist nicht die Lösung, sondern gute Zusammenarbeit. Das macht den Unterschied, wenn Agilität tatsächlich gelebt wird. Insbesondere die agilen Prinzipien geben hier einen wichtigen Handlungsleitfaden. Das ist letztendlich der Schlüssel des Erfolgs in Estland. Nicht die Digitalisierung um jeden Preis, sondern der sinnvolle Einsatz der Technologie als Unterstützung bei den Themen, wo sich ein Mehrwert für die Gesellschaft und den Bürger ergibt. Das setzt eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit auf allen Ebenen voraus.
Bild: ©rawpixel by pixabay.com
Dieser Artikel wurde bereits veröffentlicht auf golinsky.de
Das ‚Wie‘ ist entscheidend.
Ja, da hast Du unsere volle Zustimmung, Falk.
Doch wie kann dieses ‚Wie‘ entstehen?
Was macht es aus und warum ist das wichtig für uns?
Dem Company Pirate, Tobias Leisgang, und mir ist das einigermaßen klar.
Und dennoch hat es ein knappes Jahr gebraucht, bis wir uns für ein Format entscheiden kopnnten, wie wir dieses ‚Wie‘ vermitteln wollen.
Und es hat noch ein weiteres Jahr gebraucht, bis wir die Idee über ein Konzept in ein Buch verwandelt haben.
Dieser Tage vollenden wir das Projekt.
Letzte Woche haben wir einen Stand veröffentlicht, der unserer Auffasung nach vollständig ist.
Ist es auch fertig?
Wir sind uns recht sicher, dass noch etwas fehlt. Die „letzten 5%“ sind reserviert für Impulse und Verbesserungsvorschläge, die wir noch erwarten.
Warum können wir es nicht fertigstellen?
Das liegt an unserer Messlatte.
Wir haben uns ein sehr schwer erreichbares Ziel gesetzt.
Es soll nicht nur für uns funktionieren.
Das tat es vorher bereits.
Wir brauchen den Praxisbeweis.
Unser Buch soll Wert erzeugen.
Es soll dabei helfen etwas zu erschaffen, das vorher nicht erreichbar war.
Es soll helfen, zu verändern.
Und das dann auch noch zum Besseren.
Dieses Ziel erreichen wir nicht mehr allein.
Wer hilft uns dabei?
Das Buch beginnt mit der Widmung:
„Für die, die den Weg gehen.
Wenn Geld keine Rolle spielt, wer dann?“
Unser ‚altered Ego‘ Frank geht dabei einen Weg, den wir schon gegangen sind.
Er ist genau mit eineer solchen Situation konfrontiert, mit der Du hier einleitest, Falk.
Und sie führt zur Großartigkeit jenseits der #EgoBarrieren.
Jeder, Mensch, der bereit ist, diesen Weg zu gehen, ist herzlich eingeladen.
Es ist für gestresste Manager und ausgelaugte Fachkräfte geschrieben.
Jede Szene kann für sich stehen und ist in 5 bis 15 Minuten lesbar.
Am Ende ergibt sich der Weg – aus vielen kleinen Schritten.
http://leanpub.com/kdz/c/agile_Verwaltung
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Vielen lieben Dank Alexander. Ja es ist ein langer, spannender und lohnender Weg. Er wird nie zu Ende sein. Es gibt immer wieder neue Abenteuer, die es zu erleben gilt. Gehen wir es an.
Viele Grüße
Falk
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