SCRUM: Gewusel im Football (Foto: Quelle Pixabay)
… sollten sie dann nicht generell angewandt werden können, also auch im öffentlichen Dienst?
Ich hatte vor 8 Jahren das erste Mal erleben dürfen, was es mit Menschen macht, wenn sie im Arbeitsprozess mehr in die Selbstbestimmung kommen. Die Firma, in der ich damals arbeitete, hatte entschieden, dass der gesamte Entwicklungsprozess der Software umgekrempelt werden solle. Anstatt Arbeitsaufträge bis ins Detail von einem Experten vorzudenken und einem Entwickler überzuhelfen, sollte nun ein Product Owner nur noch die funktionalen Anforderungen formulieren und mit dem Team verhandeln, wie viel von dem priorisierten Backlog = Arbeitsstapel in den nächsten 3 Wochen versprochen fertigstellt werden kann. Das WIE der technischen Umsetzung lag also allein beim Team, das sich selbst organisierte und nur von einem SCRUM Master unterstützt wurde, der für die Einhaltung der Rituale und das Beseitigen von Arbeitsbehinderungen zuständig war. Nur, wenn unterwegs noch Unklarheiten aufkamen, wurde mit mir als Product Owner nochmals Rücksprache gehalten. Am Ende habe ich mir anhand der gemeinsam festgelegten Akzeptanzkriterien das Ergebnis angeschaut und entweder für gut befunden oder nochmals mit Korrekturvorschlägen in die Überarbeitung gegeben. Und da vor der nächsten Entwicklungsrunde noch die Retrospektive = Rückschau dafür sorgte, dass wir im gemeinsamen Prozesse die Dinge abstellen konnten, die uns „angepisst“ haben und diejenigen verstärken, die uns weiter brachten, kamen wir so richtig mit Freude am Wirken in den Fluss. Hatten die Entwickler vorher eher vergrämt vor ihren Bildschirmen gesessen, sah ich nach 2 Jahren strahlende Gesichter, während sie miteinander nach Lösungen suchten und diese am Ende den Stakeholdern = Nutznießern vorstellten.
Auf die Idee, dass diese Art der Arbeitsorganisation sich auch auf die Organisation in der Familie übertragen ließe, kam ich nicht. Und war dann erstaunt, dass auch das hervorragend geht und auch helfen kann, den Familienstress drastisch zu reduzieren. Allein das Gespräch über das, was ansteht, auch mit den Kindern zu führen, fördert ein gemeinsames Verständnis des Miteinanders. Beitragen statt Befehlsausführung ist dann eine der wichtigen Erkenntnisse aus der Sicht der Kinder, und das Abholen der Bedürfnisse der Kinder eines aus der Perspektive der Eltern.
Wer Englisch verstehen kann, dem empfehle ich den folgenden TED-Vortrag von Bruce Feiler, in dem er amüsant darüber spricht, was in seiner Familie passierte, als sie dort begannen, agile Methode in ihrer Familien-Organisation zu verwenden.
Ich meine, dass damit doch sehr klar wird, dass agile Methoden für alle Lebenslagen geeignet sind …
Das Video war auch einer meiner ersten Berührungspunkte mit Agile im Familienleben. Allerdings geht mir der Ansatz von Bruce Feiler noch nicht weit genug. Genaueres in meinem Artikel: https://agile-parenting.de/meine-familie-ist-kein-programm-eine-kritik/
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Bei personalkanban gibt es regelmäßig posts aus Familienleben und sogar Kanban mit Kindern. Auf meinem Blog sogar auch ein wenig 😉
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