Stakeholder Engagement –  Nachhaltigkeit weiterdenken, gemeinsame Ziele erreichen

Ich habe vor einiger Zeit an einem empfehlenswerten Seminar Stakeholder Engagement teilnehmen dürfen, über dessen Inhalte ich auch gerne hier berichten möchte. Das Seminar wurde angeboten vom Potsdamer Collective Leadership Institute, das sich mit Methoden befasst, wie Änderungen in gesellschaftlichen Strukturen nachhaltig bewirkt werden können, seien es Organisation wie Firmen, Regierungsinstutionen oder Nichtregierungsorganisationen. Beteiligung ist dabei das Zauberwort.

Praktische Arbeit an konkreten Projekten

Was das Seminar für mich so spannend machte, war die große Spannbreite der Projekte, mit denen sich die Teilnehmer beschäftigten. Denn durch die Variationen der Perspektiven wurde das Denken für mögliche Lösungen im Entscheidungsprozess immer wieder befeuert. So lernte ich u.a. durch praktische Arbeiten an den im Seminar behandelten Projekten über eine Maßnahme des WWF in Afrika, in dem fünf Staaten durch Fördermittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KWF) eine Berichtsplattform erstellen, die zur Steuerung Zwecks Stabilisierung von Umwelt und Wirtschaft in ihren gemeinsamen Schutzgebieten rund im die Viktoriawassserfälle dienen soll. Ein Projekt der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, das aufgrund eines Vertrags der Welthandelsorganisation (WHO) die Handelswege in Indien optimieren soll. Ein Projekt des TüV Rheinlands, das innovative Produkte unter dem Gesichtspunkt der Corporate Social Responsibility gestalten soll. Von den Bemühungen des Textilkonzerns Kik, der  vor Jahren durch einen Brand in einer Produktionsstätte in Asien schwer in die Kritik geraten ist, gemeinsam mit Branchenbegleitern zu einem fairen und transparenten Gesamtprozess zu kommen.

Welche aktuellen Herausforderungen sieht das Collective Leadership Institute?

Unternehmen wie auch öffentliche Institutionen und Nichtregierungsorganisationen treffen ihre Strategieentscheidungen in einer globalen Gesellschaft, in denen Kunden, Partner und Stakeholder informierter und anspruchsvoller sind als jemals zuvor. Mit zunehmend komplexen globalen Veränderungen wie dem Klimawandel und der weltweiten Verknappung natürlicher Ressourcen wächst die Erwartung an verantwortliches Handeln im globalen Kontext. Gleichzeitig sind Innovationen im Kerngeschäft gefragt, die sozial und ökologisch vertretbare Lösungen für die Herausforderungen einer modernen, vernetzten Welt voranbringen. Stakeholder Management wird zu Stakeholder Engagement: der Dialog und die Kooperation mit unterschiedlichsten Akteuren erhöht die Kompetenz von Unternehmen und Institutionen, ihre Rolle in der Gestaltung der Globalisierung besser wahrzunehmen. Komplexe Herausforderungen brauchen vielfältige Perspektiven und Respekt vor Unterschiedlichkeit, pragmatische Komplementarität und ergebnisorientierten Konsens.

Ergebnisorientiertes Stakeholder Engagement erfordert ein neues Paradigma im Denken und Handeln. Der Perspektivenwechsel, die Fähigkeit aus der Sicht von externen Akteuren auf das eigene Unternehmen zu sehen, wird zum Motor für Innovation und Verbesserungsprozesse. Dafür hilft konkretes Handwerkszeug: Dialog- und Kooperationsprozesse mit externen Akteuren, die sehr andere Sichtweisen haben, benötigen neue Kompetenzen. Stakeholder Dialoge brauchen die Fähigkeit, die eigene Strategie in einem größeren Kontext zu reflektieren, Stakeholder Kooperation braucht die Fähigkeit, mit neuen Akteuren zusammenzuarbeiten, die andere Handlungslogiken haben und von anderen Motivationen getrieben sind.

Was habe ich allgemein gelernt?

  • Unterschiedliche Interessen als Chance zu ergreifen und ergebnisorientiert einzubinden.
  • Komplexe Kooperationsprozesse strategisch zu planen und umzusetzen.
  • Nachhaltigkeitsinitiativen durch Beteiligungsstrategien zum Erfolg zu führen.

dialog change model

Basis des Seminars war das vom Collective Leadership Institute entwickelten „Dialogic Change Model“ (siehe Abbildung),  dessen Ansatz sich international für komplexe Dialog- und Kooperationsprozesse, deren Ziel es ist, konkrete Veränderungen umzusetzen, bewährt hat. Die Methode vermittelt einen pragmatischen Weg, die Komplexität von Stakeholder-Prozessen ergebnis-orientiert zu managen und Vertrauen als wesentlichen Baustein eines guten Stakeholder-Engagements aufzubauen. Sie zeigt auf, wie Stakeholder-Engagement zu Innovations- und Entwicklungsprozessen beitragen kann. Der Ansatz integriert Fähigkeiten im Beziehungsmanagement, im Systemverständnis und in der erfolgreichen Prozessgestaltung. 

Was habe ich konkret mitgenommen?

In meinem konkreten Fall ist es so, dass das Unternehmen, in dem ich als Produktmanager arbeite, das im Laufe seines über 25-jährigen Bestehens schon einige Male diese obige „Schnecke“ durchlaufen ist. „Schnecke“ soll übrigens vermitteln, dass es um langläufige Prozesse geht, die immer größere Kreise ziehen. Aktuell sind wir wieder einmal in der Phase 2. Wir haben unsere Produktstrategie anzupassen, und auf Basis der noch zu treffenden Vereinbarungen die entsprechenden Strukturen zu schaffen.

Ich meinem Folgeartikel gehe ich noch über weitere Details des Modells ein.

Kursergebnis

Der Kurs ermöglicht eine Veränderung im Denken und Handeln von Führungskräften im Stakeholder Engagement: Sie konzipieren und planen Dialog- und Kooperationsprozesse auf der Basis des strukturierten Ansatzes, vermeiden typische Fehler und erzielen mehr Vertrauen bei den verschiedenen Akteuren der komplexen Stakeholder-Landschaft.

Sie erkennen Potentiale von Stakeholder Engagement als innovative Methode und können diese zielführend in die Gestaltung einer Prozessarchitektur einbringen. Dadurch werden durch bewusst geplante Stakeholder Kooperationen schneller sichtbare Ergebnisse  erzielt und Herausforderungen bei der Zusammenarbeit konstruktiver gemeistert.

Literaturempfehlung

Wer sich tiefer in das Thema einlesen möchte, dem empfehle ich das Buch von Petra Kuenkel, Gründerin des Collective Leadership Instituts und volles Mitglied des Club of Rome:

The Art of Leading Collectively: How We Can Co-Create a Better Future

Hierzu möchte ich noch die Rezension eines Lesers bringen:

The ‚Art of Leading Collectively‘ has greatly inspired and moved me. I personally needed this book and it came at the right time for me. As someone who feels a deep call to act upon my wish for a more sustainable future the book has not only opened my eyes to how this can be done in a collective capacity but also to how I personally can make a difference. Moreover an understanding of ‘The Collective Leadership Compass‘ has lead to a new awareness of where my leadership skills are strong and where I can further develop them. This understanding has also greatly helped me in all my collaboration endeavors as I can now combine my strengths with the strengths of others who are involved in sustainable changes in a whole new way. The case studies and the author’s personal experiences also made the book an enjoyable and engaging read. Do yourself a favor and get this book. Learn why you can’t do it alone and how working collaboratively can change not only the future of the planet but also your own intimately experienced journey. And learn why everyone involved matters and how the compass can help you all steer together. You’ll thank yourself.

Autor: Dr. Martin Bartonitz

Geboren 1958 und aufgewachsen in Dortmund, am Rande des Kohlenpotts, einem Schmelztiegel während der Gründerzeit eingewanderter Menschen. 1992 nach der Promotion in experimenteller Physik gewechselt von der Messprozess- in die Geschäftsprozesssteuerung. Mit Blick auf die Erfahrungen in der Optimierung der Effizienz von Prozessen in der Bürowelt kam in den letzten Jahren immer mehr die Erkenntnis: Das Business machen die Menschen. Und wenn nur nach der Effizienz geschaut wird, dann wird auch noch die letzte Motivation in den Unternehmen zerstört. Daher sollten Organisation und auch die eingesetzte Software die Menschen in ihrer Kreativitität unterstützen und sie nicht knechten. Selbstbestimmtheit statt Fremdbestimmung sollte uns den nächsten Schub in unserer gesellschaftlichen Entwicklung bringen.

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