7 Tipps für den professionellen Auftritt in Videokonferenzen

Das kennt ihr mittlerweile alle: Der Remote-Termin startet, noch sind nicht alle da. Die eine fummelt an der Kamera, der andere nestelt am Mikrofon, fragt in die Runde: „Könnt ihr mich hören?“. Bei jeder Sitzung ist jemand dabei, den man kaum erkennen kann, so dunkel ist das Bild. Jemand anderes ist halb am unteren Bildrand versunken. Häufig bekommen wir auch Nasenloch-Perspektiven zu sehen, wenn Smartphone oder Tablett auf dem Tisch liegen. Nicht schön dieser Blickwinkel, es sei denn, es handelt sich um eine Online-Visite beim HNO.

Schade eigentlich! Denn es gehört gar nicht viel dazu, sich in Videokonferenzen gut zu präsentieren. Hier sind 7 Tipps, worauf ihr achten solltet.

1. Bereitet euch auf den Online-Termin vor

Remote-Veranstaltungen sollten, genauso wie Präsenz-Termine, gut vorbereitet werden.

Co-Moderation

Wenn ihr selbst moderiert, macht es Sinn über eine Co-Moderation nachdenken. Remote kommen oft Elemente zum Einsatz, die es bei Präsenz-Veranstaltungen nicht gibt. Häufig läuft ein Chat parallel zum Hauptbildschirm. Vielleicht ist eine Umfrage eingeplant oder es sollen am Online-Whiteboard Ideen gesammelt werden.

In allen Fällen ist es sehr hilfreich, wenn eine unterstützende Co-Moderation an Bord ist. Sprecht euch vorher ab, wer was macht. So werdet ihr nicht nur professionell wirken, sondern für eure Gäste ein gutes Erlebnis erzielen.

Mit Problemen rechnen

Als Veranstalter*in, müsst ihr euch darauf einstellen, dass Gäste beim Einloggen Probleme haben oder technische Unterstützung brauchen. Seid also früh genug online, mindestens 15 Minuten, besser eine halbe Stunde. Wenn ihr in der Einladung eine Telefonnummer angebt und gleichzeitig auch via E-Mail erreichbar seid, könnt ihr stressfrei noch rasch Zugangslinks verschicken oder technische Probleme lösen. Wenn ihr mit der Technik nicht 100 Prozent vertraut seid, nehmt euch die Zeit für eine frühzeitige Generalprobe.

Auch als Gast macht es sich gut, rechtzeitig online zu gehen. Wenn beim Einloggen etwas schief geht, bleibt noch genug Zeit zu reagieren. Entsprechend entspannter geht ihr in die Konferenz. Funktioniert alles auf Anhieb, umso besser: Einfach die Pausen-Funktion aktivieren und die Zeit nutzen, um noch etwas zu erledigen oder sich mit einem Kaffee oder Tee einzustimmen.

Pausen und Aktivierungen einplanen

Remote-Sitzung sind anstrengend, viel anstrengender als Präsenztermine. Deswegen solltet ihr ausreichend Pausen einplanen. Spätestens nach 90 Minuten sind 5 bis 10 Minuten Pause nötig.

Sehr positiv wirken sich auch kurze körperliche Aktivierungsübungen, aka Energizer aus. So etwas dauert nur wenige Minuten, macht sich aber für das Meeting bezahlt.

Vorschaufunktion nutzen

Die meisten Videokonferenz-Tools bieten eine Vorschaufunktion an, mit der man Kamera, Ton, Bildausschnitt und Licht checken kann, bevor man sich live schaltet. Nutzt das, egal ob ihr selbst moderiert oder Gast seid.

2. Wählt einen geeigneten Bildausschnitt für das Kamerabild

Wenn wir anderen Menschen begegnen, stellen wir unwillkürlich eine soziale Distanz her, die je nach Kontext und Vertrautheit der Menschen zwischen wenigen Zentimetern bis mehreren Metern liegen kann. Werden die Abstände unterschritten – beispielsweise in einer überfüllten Straßenbahn, empfinden wir das als unangenehm.

Ähnliches gilt für Video-Veranstaltungen. Der Bildausschnitt in Video-Besprechungen sollte einen als angenehm empfundenen Abstand widerspiegeln.

Um den richtigen Bildausschnitt zu wählen, fangt ihr am besten oben an: Zwischen Kopf und oberen Bildrand ist eine Handbreit Abstand ideal.

Der ideale Abstand zum oberen Bildrand

Wie weit der Bildausschnitt nach unten geht, hängt davon ab, welche Gesprächssituation widergespiegelt werden soll.

Eine am Besprechungstisch sitzende Person sehen wir je nach Körpergröße und Sitzposition etwa bis Mitte Brustbein oder Bauch. Wenn wir uns vor der Kamera entsprechend positionieren, wird das von den anderen als angenehm empfunden.

Links: Hier wurde eine zu niedrige Sitzposition gewählt
Rechts: die Person sitzt viel zu dicht an der Kamera
Links: Hier wurde eine zu niedrige Kameraposition gewählt
Rechts: Die Sitzposition ist gut, jedoch zu nah am Hintergrund, wodurch ein störender Schlagschatten entsteht
Gute Sitz-Position. Auch wichtig: In die Kamera schauen.

Wenn ihr im Stehen vortragt, sollte der Bildausschnitt deutlich größer sein, also mindestens bis zu den Hüften reichen (die gestikulierenden Hände sollten sichtbar sein) oder den ganzen Körper zeigen.

Gute Position für einem Vortrag im stehen

3. Achtet auf einen geeigneten Hintergrund

Als Hintergrund sehr beliebt: Die Bücherwand. Manche finden das eitel, andere meinen, es wirkt belesen. Egal wie, es ist besser darauf zu verzichten, weil ein unruhiger Hintergrund generell störend wirkt. Die Puppen- oder Märklinbahnsammlung taugt deswegen auch nicht als Hintergrund.

Wählt besser einen hellen, freundlichen Hintergrund ohne allzu viele Details.

Links: Die Bücherwand wirkt unruhige und lenkt von der Hauptsache, die Person, ab
Rechts: Ein ruhiger Hintergrund wirkt viel besser

Das Gleiche gilt übrigens, wenn ihr eine Software einsetzt, die es erlaubt, Fotos als Hintergrund einzurichten. Auch hier sollte die Wahl auf ein ruhiges Bild fallen.

4. Sorgt für eine gute Beleuchtung

Unvorteilhafte Beleuchtung ist ein Klassiker in Videokonferenzen. Dabei kann man schon mit wenig Aufwand richtig punkten. Alles was es braucht ist ein wenig Theorie und eine kleine Investition in eine geeignete Beleuchtung.

Das sieht man in Videokonferenzen häufig: Die Kamera schaut in einen viel zu hellen Hintergrund und der Vordergrund ist nicht ausreichend ausgeleuchtet

Führungslicht, Aufhelllicht, Spitzlicht

Für Konferenzsituationen, wo das Setting statisch ist, eignet sich die <a href="http://&lt;!– wp:paragraph –> <p><a rel="noreferrer noopener" href="http://mmp-netzwissen.htwchur.ch/index.php/Lichtgestaltung_(Film)&quot; target="_blank">http://mmp-netzwissen.htwchur.ch/index.php/Lichtgestaltung_(Film)</a></p&gt; 3-Punkte-Beleuchtung sehr gut.

  • Das Führungslicht (F) ist das hellste Licht und gibt damit die Lichtrichtung an. Es sollte seitlich neben der Kamera positioniert werden.
  • Das Aufhelllicht (A1) dient dazu, die Schattenwirkung des Führungslichts aufzuheben. Dazu muss es auf der anderen Kameraseite aufgestellt werden. In typischen Bürosituationen, wo der Tisch im rechten Winkel zu einem Fenster steht, kann das Tageslicht (A2) die Aufhellfunktion übernehmen.
  • Mit diesen beiden Lichtquellen kommt man schon ganz gut zurecht. Richtig gut wird es, wenn zusätzlich noch ein Spitzlicht (S) gesetzt wird. Dieses leuchtet von hinten oben auf das Objekt und hebt es vom Hintergrund ab.
Führungslicht (F), Aufhelllicht (A1), alternativ Fensterlicht als Aufhelllicht verwenden (A2), optional Spitzlicht (S) Die Kamera sollte auf Augenhöhe sein

Wichtig ist auch, die Kamera so zu positionieren, dass sie auf Augenhöhe ist. Die Positionen der Leuchten richtete sich wiederum nach der Position der Kamera. Wenn ihr ein Notebook, Tablet oder Smartphone einsetzt ist, könnt ihr euch mit einem Stativ, Notebookständer oder zur Not mit Kisten behelfen, um die Kamera auf Augenhöhe zu bringen.

Ringlicht, Fotoleuchte und Softbox

Die günstigste Variante sind Ringlichter. Das sind runde LED-Lampen. Sie erlauben meistens eine Veränderung der Lichtfarbe und -helligkeit. Der eigentliche Einsatzzweck sind Aufnahmen mit dem Mobiltelefon, das in der Mitte platziert werden kann. Die Ringlichter sind oft nicht sehr hell und deswegen eher für den Nahbereich geeignet.

Für den Einsatz im Büro sind LED-Fotoleuchten gut geeignet. Es gibt auch (erschwingliche) Modelle mit integriertem Akku, mit denen man völlig flexibel ist. Die Leuchten sind sehr kompakt und können mit einem kleinen Stativ sogar auf dem Bürotisch neben dem Monitor aufgestellt werden.

Wer eine professionelle Lösung braucht, wird um sogenannte Softboxen nicht herumkommen. Auch diese sind als LED-Version erhältlich und durchaus erschwinglich. Sie sind leider viel voluminöser als Fotoleuchten, bieten aber den Vorteil, dass die Ausleuchtung gleichmäßiger ist.

Von rechts nach links: Softbox, Ringlicht, Fotoleuchte
Alle Leuchten gibt es mittlerweile als LED-Versionen, die wenig Wärme produzieren.
Ein kalt-weiße Lichtfarbe liefert in der Regel natürlichere Farben

Lichtfarbe

Anders als man vielleicht denken würde, sollte man bei Fotoleuchten weißes (kaltes) Licht wählen. Das ergibt im Kamerabild natürliche Hautfarben. Mit warm-weißem Licht sieht man ganz schnell wie eine verschrumpelte Möhre aus.

Blotting Paper

Glänzende Gesichtspartien sehen vor der Kamera nicht gut aus. Bei professionellen Aufnahmen wird man daher vor der Aufnahme in die Maske geschickt. Das ist für Videokonferenzen sicher übertrieben. Es gibt aber ein einfacheres Mittel: Blotting Paper. Das sind dünne Papierbögen, mit denen man das Gesicht mattieren und Schweiß abtupfen kann.

Brillenträger

Wer eine Brille trägt, muss leider ein wenig darauf achten, dass sich die Leuchten nicht in der Brille spiegeln. Abhilfe schafft gegebenenfalls eine Veränderung der Höhe der Leuchten.

5. Der Ton macht die Musik

Fast noch wichtiger als ein gutes Bild, ist ein guter Ton. Hier lohnt es sich, etwas mehr Geld zu investieren.

Von rechts nach links: Standard Headset, Headset mit Ohrmuscheln, Lavalier-Ansteckmikrofon mit Kopfhörer, Bluetooth-Headset, Profi-Funkmikrofon

Die Minimallösung (im Bild ganz rechts) ist ein Headset, wie es häufig bei Mobiltelefonen mitgeliefert ist. Der Sound ist entsprechend dürftig. Oft überträgt sich das Kabelrascheln bei jeder Bewegung. Die Folge: Verdruss bei den anderen.

Eine angenehm zu tragende Variante, zudem optisch gefälliger, als ein Headset, wäre ein Lavalier-Ansteckmikrofon mit Kopfhörer (das ist das System, das ich am PC regelmäßig verwende).

Ein Headset (hier von Sennheiser) bietet gegenüber der Minimallösung eine ganz andere, viel bessere Tonqualität. Schade, dass mann damit wie ein Flugzeugpilot aussehen! Außerdem: Wer so etwas schon einmal einen ganzen Tag getragen hat, weiß: Das ist kein Vergnügen. Ungünstig ist auch, dass man sich selbst nicht richtig hört. Und es gilt aufzupassen: Wenn der Bügel mit dem Mikrofon ungünstig platziert ist, erfreut ihr eure Gesprächspartner*innen mit Schnaufgeräuschen (ich spreche da aus eigener leidvoller Erfahrung 😉).

Die nächste Komfortstufe wären kabellose Systeme. Sich frei vor der Kamera zu bewegen, ist richtig toll, selbst wenn man nicht vor hat, hin- und herzulaufen. Das funktioniert sehr gut mit mobilen Geräten; die Koppelung der Geräte gelingt meistens problemlos. Einen herkömmlichen PC muss man dagegen in der Regel erst noch für Bluetooth-Funktechnik fit machen. Es gibt ein großes Sortiment an USB-Geräten, die das ermöglichen. Leider gibt es häufig Probleme bei der Koppelung.

Im Bild ist ganz links eine professionelle Lösung zu sehen: Ein mobiles Mikrofon mit Funkstrecke der Marke Røde. Die Koppelung mit dem PC ist ein Klacks. Mit dem Røde Go kann man sich auch mehrere Meter entfernt von der Kamera frei bewegen und trotzdem in bester Tonqualität sprechen.

Tipp: Bei dieser Produktklasse muss allerdings aufpassen, dass man nicht etwas kauft, was im lizenzpflichtigen Frequenzbereich funkt! Ansonsten kann es sein, dass euch der Störtrupp aus der Konferenz herausklingelt.

6. Mimik und Gestik bewusst einsetzen, Augenkontakt halten

In Remote-Sitzungen ist es wegen den technischen Filters, den Kamera und Bildschirm darstellen, schwierig, Mimik und Gestik des Gegenübers wahrzunehmen. Wenn ihr in der Sitzung Mimik und Gestik deutlicher (nicht zu übertrieben) einsetzt, helft ihr den anderen, eure Botschaft zu verstehen.

Ebenso wichtig ist es, den Augenkontakt zu halten. Das ist in Remote-Sitzungen oft nicht einfach. Eine häufige Konstellation ist: Die Kamera befindet sich im Notebook. Die Konferenz wird aber auf dem Zweitmonitor daneben übertragen. Für die anderen Konferenzteilnehmer*innen kann das irritierend sein, weil ihr völlig an der Kamera vorbeischaut. Versucht lieber, wie im Abschnitt „Führungslicht, Aufhelllicht, Spitzlicht“ beschrieben, Kameraposition und -höhe so zu wählen, dass ihr leicht in die Kamera schauen könnt.

Übrigens: Ein gelbes PostIt neben der Kamera erinnert euch daran, wirklich dorthin zu schauen und so den Blickkontakt aufrecht zu halten.

7. Die Sitzung professionell beenden

Denkt daran, dass man euch noch sehen und hören kann, solange ihr euch nicht aus dem Raum abgemeldet hat. Haltet also am besten noch Blickkontakt und fangt nicht schon an, die vergangene Sitzung zu kommentieren, solange ihr nicht sicher seid, dass die Verbindung getrennt ist.

Zu guter Letzt: Plant nach einer Remote-Sitzung eine Pause ein, bevor ihr mit etwas anderem oder der nächsten Sitzung weitermacht.

Mehr Infos

Viele der vorgestellten Tipps habe ich bei einem Workshop von Yvonne de Bark mitgenommen. Auf ihrer Website und auf YouTube findet ihr viele weiterführende Tipps und Schulungsangebote.

Autor: Peter Bauer

Architekt und Organisationsentwickler. Ich schreibe über Themen, die mich beruflich oder privat interessieren. Beruflich geht es meistens um Agilität, Organisationsentwicklung oder Dokumentenmanagement. Private Artikel drehen sich um Literatur, Film, Architektur und Japan. Ich freue mich immer über konstruktives Feedback oder blickerweiternde Widerrede. わたしは建築家 と 組織の開発者です。 ブログの主題は、だたい敏捷性と組織開発、文学、映画、建築と日本についてです。 視野を広げる建設的なフィードバックいつでも喜んで受けています。

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