Ergebnisse des Treffens „Agiles Lehren“ am 6. Juli 2017: Die zweite Sicht

Nachdem Heinz Bayer von unserem Kennenlerntreffen aus seiner Sicht berichtet hat, nun ein Report von Veronika Lévesque:

Wir sind eine Gruppe Interessierter, die sich mit Agilem Lehren und Lernen beschäftigen möchte. Einige kennen sich mit ‚agil‘ aus, aber wenig mit Lehren und Lernen, andere umgekehrt sind Pädagogen und Lehrende und möchten mehr über agile Ideen wissen. Manche möchten hören und sehen, was es schon gibt, einzelne haben schon etwas gemacht und möchten berichten und Feedback haben. Wir kommen aus Schule, Hochschule und Bildungsverwaltung, aus betrieblicher Aus- und Weiterbildung und aus Neugier. Hier der Verlauf des Tages und unserer Gespräche in kommentierten Bildern.

Fotostrecke der Ergebnisse:

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Viele sind aus einer schwierigen Situtation heraus, die nicht ins „normale“ passte, zu agilem Arbeiten – oder dem Interesse daran – gekommen. Nur wenige aus gezielter purer Lust.

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Wichtig dabei sind auch diese Aspekte…
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Speziell im Umfeld des agiles Lehren und Lernens besteht Konsens, dass Hatties Hinweis, Lernen sichtbar zu machen, um Lerneffekt zu erhöhen, mit agilen Methoden eine gute Chance hat.
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Laut Hattie sind diese drei Effekte hochwirksam für erfolgreiches Lernen … und damit auch Lehren: – Erkennen, wo in einem Lernprozess ich stehe, was ich schon kann, wo genau ich noch etwas brauche. – mich selbst einschätzen mit Stärken und Schwächen, d.h. MEIN Lernen als Thema zu reflektieren. – Schnelles und zuordenbares Feedback zu bekommen.
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Ist Schule ein künstlicher Raum zum Lernen? Funktioniert unsere Schulee heute anders als „die Welt draussen“, weil sie heranführen will an Themen und didaktisierte Inhalte und Verhaltensweisen?
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Braucht es einen speziellen geschützten Raum, um Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen aufzubauen? Und wenn ja wieviel? Und wenn nein, wie dann? Und wieviel jeweils von beidem?
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Fünf bis sechs Kinder in jeder heutigen ersten Klasse werden hundert Jahre oder älter. Das heisst, sie werden im 22. Jahrhundert leben und aktiv sein. VOR hundert Jahren gab es noch nur wenig Autos, die Industrien wurden zunehmend maschinisiert und benötigten dennoch Hände und Menschenkraft. Alltag und Zusammenleben waren computer- und technologiefrei. Da hat sich in hundert Jahren einiges verändert: Alltag, Lebenswelten, Arbeitsumfeld, … . IN hundert Jahren? Schwer vorstellbar… Wie können wir unsere Kinder auf eine Welt vorbereiten, die wir selbst nicht kennen oder erahnen? Schule und ihre Aufgaben verändern sich so wie die Welt, die sie umgibt. Die Rolle der Lehrenden und der Lernenden entwickelt sich ständig weiter.
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Eine Möglichkeit? –> Aber wie passt Scrum in die Welt des Lernens und Lehrens?
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Scrum mit seinen Elementen ….
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… und eduScrum als Ableitung davon …
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Macht es einen Unterschied, ob die Lernergruppe in der Schule sitzen MUSS oder ob sie freiwillig ein Angebot in dieser Form wählen kann – an der Hochschule zum Beispiel?
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Der klassische „Schüler/Studentencodex“, eigene Leistung zur Benotung zu bringen und nicht gern in einer Gruppenarbeit „mitdrinzuhängen“, nicht „dem / der da vorne zu petzen“, wenn ein Teammitglied nichtt mitzieht etc.. wird hier noch einmal Thema.
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Speziell in der Sekundarstufe I, also zu Beginn der weiterführenden Schule treten über Fachunterricht und Fachstundenschubladen, Notendruck und Pubertätswirren die Kompetenzen des kollektiven und phänomenologischen Lernens der Grund- und Primarschule vielfach heftig in den Hintergrund – und erwartet werden unmittelbare sofortige Lernzuwächse – Entwicklungszeit fürs Lernen ist nicht so leicht mess- und bewertbar.
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Wie gehen wir mit Bewertung um? Zumindest können wir diskutieren in einem agilen Team, WARUM ICH DAS JETZT SO lerne ….
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Vertauen ins Team kann viel bewirken – „Take it to the Team“ – lerne zu nutzen, dass es ein Team gibt.
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Wobei ein Team in der Regel nicht von alleine fliegt….
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Teambildung ist auch Arbeit – und Lerneffekt. Und ein gewisser Teil des Nutzens und Lernens stellt sich nicht sofort ein, sondern erst in der Erfahung beim dritten oder fünften Mal. Auch so wird dazulernen und der Wert von Erfahrenem sichtbar.
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Gelernt wird, sich und das Team beim Erwerb von Lerneffekt zu beobachten und den Lernprozess zu formulieren und zum Thema zu machen: Was lernen? Wie lernen? Warum lernen? Was bringt es? Wie sieht der Lernstand (oder gar das Produkt, das durch unser Team entstanden ist, weil wir etwas gelernt haben) am Ende aus im Vergleich zum Anfang? Und im Vergleich zum letzten Mal…
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Auch wie ich lerne kann anders betrachtet werden – zum Beispiel mit dem Ziel, in kleinen Zwischenprodukten zu funktionieren und nicht vor einem Megablock zu stehen. Das strukturiert den Lernprozess von vorneherein ganz anders, wenn die Erwartung besteht, in sich und für sich nützliche Teilergebnisse zu erhalten.
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Wie im echten Leben: Ich weiss am Anfang halt nicht wirklich, wo genau das am Ende hinführt und die anderen und die Auftraggebenden auch nicht – aber ich lerne, gemeinsam mit den anderen Beteiligten dem immer wieder auf den Grund zu gehen und damit konstruktiv und mit Mehrwert umzugehen.
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Und der Wert ? Hier die Antwort einer Lehrenden: „Immer wieder neu zu klären …“. Das hilft auch zur Identifikation mit dem was da um mich rum passiert – nicht: „vorne weiss es einer und der tanzt vor“, sondern „Was verstehen wir jetzt unter Aufgabe und Ziel? Und was tun wir also wie?“
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Aus Fehlern wird man klug …. ?! Aber Fehler sind machtvolle Lernplätze.
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Und statt „6! Setzen!“ „…aus und vorbei…“ „das war jetzt schlecht“ kann eine andere Art der Bewertung sein: ein „not done“, nochmal gucken, wie es gelöst wird. So eine Note zu bekommen, lässt weitere Schritte zu und hilft auf Dauer anders zu lernen und zu arbeiten.

Wir bleiben dran und werden wieder berichten – und freuen uns über jede und jeden, der mittun möchte….

 

Autor: Veronika Lévesque

Veronika Lévesque ist beim Institut für Arbeitsforschung und Organistionberatung iafob in Zürich (CH) Organisationsentwicklerin. Und Projektmensch mit einer Vorliebe für Fragen, für die es noch keine fertige Antwort gibt. Begeisterte Grenzgängerin: Unterwegs in 4 Ländern, 3 Sprachen und am liebsten in den Zwischenräumen zwischen Disziplinen. Schwerpunkte: Nutzbarmachung von Übergängen und Transformationshebammerei, Organisations- und Entwicklungshandwerk (Manufaktur, nicht von der Stange), Agile Spielfelder in nicht-agilen Umwelten, Methodenentwicklung, Umgang mit Nicht-Planbarem, Bildungssysteme vs. nicht-formale Bildungswege und 'Fehler machen schlauer.’

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