*) und Kantone
Seit etwa einem Jahr zeigt sich eine deutliche, beinah rasant zu nennende Zunahme agiler Initiativen aus der öffentlichen Verwaltung. Zum Teil branchenmäßig (Hochschulen, Bibliotheken, Museen), zum Teil regional und/oder nach Themen (#ANDI) schließen sich Leute zusammen, um gemeinsam agile Vorgehensweisen zu entwickeln, zu erproben und auszutauschen. Aber der Austausch unter ihnen ist noch vergleichsweise gering. Das birgt die Gefahr, dass an verschiedenen Stellen das Rad immer wieder neu erfunden wird. Was können wir besser machen?
Die Existenzberechtigung unserer Initiativen – Forum Agile Verwaltung eingeschlossen – besteht vor allem im gemeinsamen, schnellen Lernen. Wir wollen uns und unsere Verwaltungen befähigen, den aktuellen Herausforderungen – ja, benennen wir sie ruhig noch einmal: Bewahrung der Demokratie, Klimawandel, Migrationsbewegungen, technische Revolutionen – gerecht zu werden. Dabei glauben wir nicht, wie wir es früher taten, wir könnten diese Probleme im klassischen Sinne „endgültig lösen“: sie werden uns wohl immer mit neuen Volten überraschen. Aber gerade deshalb sind wir es unseren Gesellschaften schuldig, gute Praktiken agiler Methoden zu entwickeln, damit wir gegenüber den Herausforderungen nicht hoffnungslos zurückfallen.
Das bedeutet aber auch, neue Methoden des Wissensaustauschs zwischen den entstehenden Initiativen zu erproben. Gegenwärtig hat man den Eindruck, dass aus diesen Initiativen genauso viele „agile Silos“ werden. Viele entwickeln vor sich hin, bestimmt oft sehr erfolgreich. Aber andere können davon nichts lernen – obwohl sie es dringend gebrauchen könnten -, einfach weil das neu generierte Wissen in engen, zufällig zusammengefundenen Containern der Einzelinitiativen gefangen bleibt.
Was also tun?
Dazu einige erste Gedanken:
- Es braucht keine große „Über-Organisation“. Es reicht aus, wenn einige Initiativen sich paarweise vernetzen, indem sie zum Beispiel immer gegenseitig einen Vertreter als Zuhörer in die jeweiligen Meetings schicken.
Agile Vernetzung von Initiativen: aus Initiative „Gelb“ geht ein Vertreter als Zuhörer in Treffen der Initiative „Rot“ usw. Das Ziel ist, dass wenn Initiative „Rot“ sich einer Fragestellung widmet und Initiative „Grün“ dazu schon etwas entwickelt hat, dass dann Grün die Chance hat, von Rot zu erfahren. Das würde mit der relativ simplen Netzstruktur der Abbildung funktionieren. Nicht jede Initiative muss sich mit jeder anderen vernetzen, es muss nur jeweils eine indirekte Verknüpfung geben. Dann kann schon Wissen fließen.
- Was zentral Sinn macht, ist eine Wissensplattform. Projektberichte, Artikel, „Gelbe Seiten“ (also wo sitzt ein Experte zu welchem Thema?), Messergebnisse, Bachelor- und Masterarbeiten, wissenschaftliche Veröffentlichungen – all das gehört dezentral gesammelt und zentral zur Verfügung gestellt. Voraussetzung: es gibt einen Thesaurus, der auf einem semantischen Begriffsnetz beruht. Das sollte im Jahr 2020 ein Thema sein.
- Zentrale Treffen machen meines Erachtens zu großen Aufwand. Sinnvoll sind thematische Fachkonferenzen zu Themen, die verschiedene Arten von Verwaltungen betreffen. Zum Beispiel gemeinsame Anforderungen für Software definieren, die des 21. Jahrhunderts würdig ist, wäre solch ein Thema, das Kommunalverwaltungen, Hochschulen, Bistumsverwaltungen usw. alle im gemeinsamen Kummer (noch!) vereint.
Über Punkt 1 „gegenseitige Vernetzung“ zu sprechen, wird schon diese Woche Gelegenheit sein, wenn die Orgagruppe der „Musterwandler Hochschulen“ sich am Mittwoch in Köln trifft. Und dann spätestens wieder am 27.02.2020 auf der Konferenz „Agile Verwaltungen“ des FAV in Ettlingen bei Karlsruhe. Dort wird Vincent Patermann die Vorstellungen des NExT e.V. referieren, für den Mitarbeiter aus der Bundesverwaltung die Initiative ergriffen haben.
Das Thema 2 „Wissensplattform“ hat sich NExT genauso auf die Fahnen geschrieben wie wir vom FAV. Wir haben dazu eine Arbeitsgruppe gebildet, an der sich jeder Interessierte gerne beteiligen kann. Wir wollen bis zur Ettlinger Konferenz erste Ideen entwickeln und mit NExT und anderen in den Dialog treten.
Wer sich an diesem Thema beteiligen will, kann sich mit diesem Formular bei uns melden: