von Lea Wüst
Letzte Woche hatten wir unser Abschlusstreffen mit den WOLies, was eigentlich das Ende unseres WOL-Zirkels sein sollte. Aber so viel kann ich schon mal verraten: ein Ende ist es nicht, vielmehr ein neuer Anfang.
Nun aber nochmal auf Start: Was ist WOL eigentlich? Was macht man in einem WOL-Zirkel und wie war es bei mir persönlich?
WOL (Working-out-loud) ist eine Methode zum Erreichen von persönlichen oder beruflichen Lernzielen, die von Bryce Williams aufgegriffen und dann von John Stepper maßgeblich weiterentwickelt wurde. Sie beruht auf den folgenden Kernelementen:
- Beziehungen (Relationships)
- Großzügigkeit (Generosity)
- Sichtbare Arbeit (Visible work)
- Zielgerichtetes Verhalten (Purposeful Discovery)
- Wachstumsorientiertes Denken (Growth Mindset)
(Anmerkung 1)
John Stepper hat damals bei Bosch gearbeitet und erlebt, dass Menschen zwar in Projekten sehr gut zusammenarbeiten können und dort einen motivierenden und ehrgeizigen Spirit entwickeln. Aber nach Abschluss der Projekte verbleiben die Menschen dann in der Regel aber wieder in ihren Silos. So entstehen nicht die Vorteile der Zusammenarbeit, die es bei Projekten erreichen kann. Dadurch sind viele Menschen frustriert und erleben kein richtiges Weiterkommen. Dies wollte John Stepper ändern. Daher hat er die Methode Working-out-loud entwickelt:
Man trifft sich für 12 aufeinanderfolgende Wochen für jeweils eine Stunde in physischer oder auch virtueller Form mit 4 bis 5 Personen, die sich möglichst nicht kennen und möglichst unterschiedliche Hintergründe sowohl aus privater als auch beruflicher Sicht haben. Zum Start legt jede oder jeder sich auf ein persönliches Lernziel für den Beruf oder das Privatleben fest, welches in etwa den SMART Kriterien (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert) entspricht.
Wichtig hierbei ist aber, es gibt faktisch keine Grenzen für die Ziele, solange es sich um Lernziele handelt. Ziele können also zum Beispiel sein:
- Ich möchte mehr über meine Stärken und Schwächen erfahren.
- Ich möchte mehr über Lernstrategien erfahren.
- Ich möchte die Fähigkeiten erlernen, die es braucht, um Führungskraft in meinem Unternehmen zu werden
- Ich möchte mehr über das Themenfeld Digitale Lehre erfahren. und vieles mehr.
Für die Gestaltung der 12 Wochen dient ein WOL-Zirkel-Guide als Grundlage, in dem sowohl allein zu lösende Aufgaben als auch Gruppenaufgaben hinterlegt sind, die es in der jeweiligen Woche zu erledigen gibt. Die oben genannten Kern-Elemente von WOL finden sich auch in den Aufgaben wieder. Zum einen geht es immer wieder darum, das persönliche Ziel zu schärfen und die Schritte, die es hierfür braucht, um es zu erreichen, zu gehen oder zumindest zu erkennen und für sich festzuhalten. Zum anderen geht es darum, neben der Peer-Group in Form des WOL-Zirkels ein Netzwerk aufzubauen, rund um sein Lernziel. Wichtig hierbei ist: es geht nicht nur darum, das Netzwerk für die eigenen Zwecke zu nutzen im Sinne von „nehmen“, sondern auch insbesondere dem jeweiligen Netzwerk auch etwas zurück zu geben.
Meine persönliche Erfahrung mit meinem ersten WOL-Zirkel hätte nicht besser sein können. Ich habe zum einen wundervolle Menschen kennen und schätzen gelernt, und zum anderen bin ich meinem persönlichen Ziel ein ganzes Stück nähergekommen.

Die vergangenen 12 Wochen waren eine intensive Zeit, ich habe sehr viel über die anderen, aber auch sehr viel über mich selbst gelernt. Jede Woche haben wir sehr offen über unsere Gedanken und Gefühle gesprochen in Bezug auf unser persönliches Ziel. Auch zwischendurch waren wir fast täglich im Austausch. Sobald man etwas entdeckt hat oder mit jemanden gesprochen hat, der einem hilfreich für eine Person aus dem WOL-Zirkel erschien, wurde sofort der Kontakt hergestellt.
Wir alle haben nach unserem WOL-Zirkel gesagt, dass wir mutiger, stärker und offener geworden sind und glauben, dass der Zirkel uns langfristig verändert hat. Wenn ich an das Agile Mindset denke, habe ich durch den WOL-Zirkel vieles verinnerlicht, was ich vorher nur in der Theorie gut fand. Hier nochmal zur Erinnerung, welche Werte dem agilen Mindset (nach Scrum) zu Grunde liegen:
- Commitment
- Vertrauen und Respekt
- Offenheit und Mut
- Einfachheit
- Fokus
Man erkennt deutlich den Bezug zu den Kernelementen von Working-out-loud.
Ich glaube sowohl für das Forum Agile Verwaltung als auch insbesondere für das Musterwandler-Netzwerk wäre es eine tolle Chance, sich mit Menschen aus Hochschulen als auch Kommunen oder auch anderen Einrichtungen so nochmal intensiver zu vernetzen und vielleicht Zirkel zum Lernen zu bilden. Ich würde mich sehr freuen, vielleicht im nächsten Jahr wieder bei einem Zirkel dabei zu sein!
Anmerkung
/1/ Seite „Working out loud“ in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. Dezember 2019, 09:46 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Working_out_loud&oldid=194625271 (Abgerufen: 19. Dezember 2019, 08:49 UTC)
/2/ Pixabay [https://pixabay.com/de/photos/h%C3%A4nde-miteinander-handschlag-geben-1947915/]. Lizenz: Pixabay Lizenz
Ein Gedanke zu „Working-out-loud: eine Mentalität der Zusammenarbeit und gleichzeitig eine effektive Selbstlernmethode“