BarCamp “New Work in der Verwaltung 2023/2033”

Wir möchten euch gerne zu einem Barcamp einladen, natürlich virtuell. Beim Titel fängt’s schon an: 2023 oder 2033? Eben beides. 

Es gibt viel Kritik daran, dass alles so zäh ist und so langsam vorankommt. Digitalisierung und all das, ihr wisst schon. Das Problem mit der Langsamkeit ist aber: Dort wo es schnell geht, ist es meist auch nicht gut. Einfach alter Wein in ganz digitalen Schläuchen (mit einem Schuss KI, versteht sich). 

Wir aber wollen neuen Wein, auch in neuen Schläuchen, klar doch. Dafür braucht es beides: den Blick ins Fernere (und durchaus nicht sichere), um den Aspekt der Neuheit dabeizuhaben. Und den Blick auf die nähere Zukunft, damit es aber auch schnelle Erfolge gibt. Nicht eines ohne das andere oder sogar gegeneinander.

Unsere Ausgangsfrage

Fragen also: Wie generieren wir wirklich neue Ideen und sorgen gleichzeitig für schnelle Umsetzung, zumindest der wichtigsten Dinge (MVPs – minimal viable Products, wir verstehen uns)?

Als Appetithäppchen möchten wir hier mit euch einige unserer Gedanken zu diesem Thema teilen. 

Welche Regeln müssen gebrochen werden und warum?

Einen guten Ausgangspunkt bildet z.B. der Blogbeitrag von Nicole Engelhardt zur „brauchbaren Illegalität“. Müssen wir Regeln brechen, um den Hochschulbetrieb bzw. den Betrieb einer Kommunalverwaltung am Laufen zu halten? Können wir aus “illegalen” Handlungen von Verwaltungsmitarbeitenden lernen, wo Innovation oder Veränderung notwendig ist?

Aus unserer Sicht ist es sinnvoll, einmal genau drauf zu schauen, welche Regeln gebrochen werden und warum.

Eine weitere Frage: Brauchen wir Start-Ups in der Verwaltung? 

Was sind überhaupt Start-Ups? Anna Wiener schreibt in ihrem autobiographischen Buch “Code Kaputt” über drei us-amerikanische Start-Ups. Ein zentraler Punkt dabei ist, dass es (neben der Dominanz hellhäutiger Alpha-Tiere) in diesen Unternehmungen keine vorgefertigten Rollen- oder Stellenbeschreibungen gibt und die Menschen, die dort anfangen, ihren Arbeitsplatz selbst gestalten (müssen). Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist die Fokussierung auf Ergebnisse: “Ihr liegt mehr am Lernen als am Machen” ist daher eine schwerwiegende Kritik an ihrer Arbeit in ihrem ersten Start-Up. 

Kann eine Verwaltung wie ein Start-Up arbeiten? Und führt dies zu einer Verwaltung, wie wir sie uns wünschen?

Am Beispiel des Start-Up’s Bauhof Herrenberg (https://agile-verwaltung.org/2019/09/16/bauhof-der-stadt-herrenberg-erfolgreiche-umstellung-auf-new-work/) wird deutlich, dass New Work, Agilität und Spaß an der Arbeit nicht illegal, sondern im engen rechtlichen Korsett einer Kommune möglich sind. Auch hier wurde bei der Einführung gegen Regeln verstoßen. Die waren aber selbst gemacht und in den Köpfen der Beteiligten und vielleicht der Vorgesetzten verankert (Alle wissen ja, wie es läuft, und alle kennen ihre Rollen.). Auch das komplizierte öffentliche Tarifrecht wurde nicht ausgehebelt, sondern genutzt.

Wir können also schon heute viel verändern und viel erreichen, wenn ausreichend viele Menschen (auch Vorgesetzte!) mitziehen.

New Work und Daseinsvorsorge

Vielleicht etwas höher zu den Sternen gegriffen, aber dafür steht ja auch 2033 mit im Titel: Ist es an der Zeit, den Begriff der Daseinsvorsorge noch einmal ganz neu zu fassen? Können neue (agile, New-Work- usw.) Arbeitsweisen überhaupt Erfolg haben, wenn das Ziel ihrer Arbeit beschränkt bleibt im engen Umkreis von Verwaltungszuständigkeiten, wie es die aktuelle Denkweise und das NSM (neues Steuerungsmodell) zulassen?

Konkret: ist es nicht heutzutage eine Aufgabe der öffentlichen Hand, Infrastruktur im Bereich der digitalen Netze, der Internet-Suchmaschinen, der digitalen Marktplätze usw. bereitzustellen – als dies privatwirtschaftlich orientierten Konzernen zu überlassen? Die ganze Frage, ob Huawei am G5-Ausbau beteiligt werden darf oder nicht, entpuppt sich als Scheinproblem, wenn wir zum Schluss kommen sollten: solche dinge sind Staatsaufgabe wie vor 200 Jahren der Bau der Eisenbahnen in Europa. Es ist eine Basis-Infrastruktur für heutiges soziales Leben. (Waren die ersten Eisenbahnen nicht privatwirtschaftlich initiiert?) Spannend ist, was die vielen kleinen isolierten Eisenbahnstrecken bewirkt haben: eine Einheitliche Zeitzone, einheitliche Tarife, einheitliche Schienenbreiten usw.) Diese neue Infrastruktur kam graswurzelmäßig von unten und wurde staatlicherseits aufgegriffen, standardisiert und zu einem zentralen Infrastrukturelement der Daseinsvorsorge. Und in den letzten Jahren haben die Privatbahnen neue, kundenorientierte Impulse gesetzt.

Ko-Dienstleistungsproduktion oder Firewalls gegen die Außenwelt?

Ein weiterer Punkt, eher auf 2023 zielend, aber mit dem Thema Daseinsvorsorge verknüpft. Es gibt viele Digital Labs, die Bürger in die Erarbeitung von Konzepten urbanen Lebens einbeziehen – mit Ansätzen wie Design Thinking und anderen. Aber im Rahmen der aktuellen Digitalisierungsprojekte spürt man davon wenig. Beteiligung der Anspruchsberechtigten nicht nur an einzelnen Ausnahmeprojekten, sondern auch an den sie betreffenden Routineentscheidungen der Verwaltungen – “Ko-Dienstleistungserbringung” nennt das Prof. Ines Mergel – gehen an den aktuellen großen Anstrengungen zur Umsetzung des OZG oder zur Einführung der E-Akte völlig vorbei. Die Firewalls, mit denen die Verwaltungen sich umgeben und von der Umwelt nicht nur technisch, sondern auch mental abschotten, werden eher höher als eingerissen, hat man den Eindruck.

Herzliche Einladung zum „Weinfest“

Zu all dem möchten wir Interessierte einladen. Es soll ein Fest werden, auf dem Interessent*innen aus verschiedenen Bereichen, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Start-Ups und alteingesessenen Unternehmen, die die   Verwaltung beraten, zusammenkommen, diskutieren und miteinander arbeiten. 

Das Ergebnis des Barcamps: Eine Sammlung von Ideen und konkreten Roadmaps, die uns zeigen, wo die Reise hingeht.

Lasst uns gemeinsam schauen, wie wir die Zukunft gestalten können. Wir laden euch dazu recht herzlich zu unserem (Weinfest – nicht im Sinne von “gemeinsam weinen”, sondern neuer Wein in neuen Schläuchen) Barcamp am 02.03.2021 ein. Merkt euch den Termin vor. Wir werden in den kommenden Wochen weiter informieren und die Anmeldung einrichten.

Was ist ein Barcamp? Dazu gibt es eine gute Beschreibung auf Wikipedia. Der entscheidende Unterschied zu unseren Konferenzen besteht darin, dass auf einem Barcamp keine vorgefertigten Referate angeboten werden, sondern höchstens kleine Inputs als Anreize zur gemeinsamen Arbeit. Die Teilnehmenden haben keine Zuhörer*innen-Rolle, sondern eine von Erfinder*innen, Ideen-Spinner*innen und In-die-Welt-Träger*innen.

3 Kommentare zu „BarCamp “New Work in der Verwaltung 2023/2033”“

  1. Ihr Text: wenn das Ziel ihrer Arbeit beschränkt bleibt im engen Umkreis von Verwaltungszuständigkeiten, wie es die aktuelle Denkweise und das NSM (neues Steuerungsmodell) zulassen?

    Das NSM ist ein überholtes Modell. Hier ist eine Weiterentwicklung zu finden. http://www.kommunal-dialog.de.

    Gerne stehe ich für ein Gespräch zur Verfügung 0172 4109241

    MfG Jens Hollmann

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